2007-11-30

winterherz

Fußspuren im Glanz einer beißenden Gischt
Aus kaltem Samt umfließt ein Gesicht:
Langsam, unaufhaltsam, unerhörbar
Streckt der Winter Welten nieder.
Stachel brechen durch altes Haar,
Und ein letztes Mal erbeben die Rippen,
Dann schweigen sie wieder.
Doch blutlos ergießt sich der Kopf,
Und dann, kurz vor dem Ende, tropft
Ein letztes Wort von den Lippen.

Und leise senkt sich der Himmel herab,
Bedeckt einen Träumer mit eisigem Schweigen,
Sanft peitscht die Erinnerung Applaus,
Schwache Lichter hinter dumpfen Scheiben,
Lachen ihn seit jenem Tage nur aus.
Das Herz, es ist das kälteste Grab.

Am Ende bleibt nur ein schwächliches Pochen,
Es dringt hinauf bis an ein Ohr,
Ein schriller Schmerz durchfährt die Knochen,
Erstickt durch einen Krähenchor.
Schon woll'n sich Nacht und Geist vereinen,
Und unter bebendem Verlangen
Erstürmt mit letzter Kraft die Luft
Die linke Hand das harte Leinen,
Und reißt vom Leib das falsche Bangen,
Und dringt in eine dunkle Kluft.

Und leise senkt sich der Himmel herab,
Bedeckt einen Träumer mit eisigem Schweigen,
Sanft peitscht die Erinnerung Applaus,
Schwache Lichter hinter dumpfen Scheiben,
Lachen ihn seit jenem Tage nur aus.
Das Herz, es ist das kälteste Grab.

Mit klammen, eisverkrusteten Fingern
Ergreift das Gebilde ein alternder Tor,
Ein schwarzverbranntes unförmiges Etwas:
Momente, die um Worte ringen,
Brechen unter der Schale hervor.
Die Ahnung lässt die Zeit selbst fliehen,
Weil schwach noch zitternd jetzt das
Ding in tausend Scherben bricht.
Darauf erstirbt der letzte Mut,
Denn während Wolken sich verziehen
Gelangt in jener Nacht ans Licht
Ein Klumpen aus gefror'nem Blut.

Und leise senkt sich der Himmel herab,
Bedeckt einen Träumer mit eisigem Schweigen,
Sanft peitscht die Erinnerung Applaus,
Schwache Lichter hinter dumpfen Scheiben,
Lachen ihn seit jenem Tage nur aus.
Das Herz, es ist das kälteste Grab.

(2007)

2007-11-20

sternensplitter

Ich schau hinauf in finst'rer Nacht,
Am Sternenhimmel suchend
Nach einem Ende meiner Qual,
Mein Dasein stumm verfluchend,
Das mir die Leere hat gebracht.

Zähle die Punkte in der Ferne,
Und sehe sie dort oben schweben:
Haben Sterne eine Wahl?
Ich kroch hinein in dieses Leben,
Entfliehen würd ich jetzt zu gerne.

Welch Narrenspiel die Menschenwelt,
Verheißend, lockend, wunderschön!
Doch plötzlich dann mit einem Mal,
Kann man das Licht entschwinden seh'n;
Plötzlich ist die Zukunft vergellt.

In kalter Starre wandert Ihr,
In Eurer tristen Welt umher,
Die Euch um jenen Traum bestahl:
Vergebung fällt Euch gar so schwer,
Und Hoffnung seht Ihr keine hier.

So schau' ich mir das Schauspiel an,
Such' nach der Lücke, wo ich frei
Von all den Lügen ohne Zahl
Nicht täglich breche mehr entzwei,
Wo weiter ich ich selbst sein kann.

(2007)

2007-11-08

ode an die kerze

Sag, wieviele Menschenkinder
Verdanken Dir ihr Leben,
Und wieviele kluge Bücher,
Würd' es ohne Dich nicht geben?

In diesem Augenblick jedoch
Sind mir alle Fragen gleich,
In diesem Moment schaffst Du
Nur für mich das Himmelreich.

Wieviele Wege fand man nur
Dank Deines sternengleichen Lichts.
Und wieviele Stunden trugst Du schon
Die Wärme in das dunkle Nichts?

In diesem Augenblick jedoch
Sind uns alle Fragen gleich,
In diesem Moment schaffst Du
Nur für uns das Himmelreich.
In Deiner Glut erbeben
Gedankenbilder farbenfroh,
In Deinem Licht erstrahlen
Die beiden Herzen lichterloh.

(2007)

2007-11-05

freeway abstract

You always told me to stay off the freeway.
You said it was suicide.

Running feet and rushing wheels,
Rolling heads and breaking heels,
Whirring glass and breaking steel,
Stirring blood will make you feel:
CONCRETE!

You always told me to stay off the freeway.
You said it was suicide.

They cannot see reality:
CONCRETE!

The avalanche of iron arts,
Collection of their icy hearts:
CONCRETE!

Smell the gleaming rubber feet
Of their shiny metal steed,
At this insane, deadly speed:
CONCRETE!

They'll end the race when death will call
With stunning rage inside them all
A blinded mind against the wall,
The reaper, he is grim and tall:
CONCRETE!

You always told me to stay off the freeway.
You said it was suicide.

(2007)

2007-11-03

dein!

Doch wenn Du da bist,
Werde ich stark.

Ich bin ein Magier,
Von unglaublicher Macht.
Ich zünde Deine Träume an,
Du hast mich auch entfacht.
Ich spreche Zaubersprüche,
In Deinen Kopf hinein.
Ich lasse Sterne bluten,
Was übrig bleibt, sei Dein.

Ich bin stark.
Doch wenn Du da bist,
Werde ich schwach.

Ich bin kein Magier,
Bin nur ein alter Geist,
Der in dem Leib gefangen,
Die Menschenwelt bereist.
In meinem Kopf die Schreie,
Du machst sie wieder stumm,
Erfüllst die Fieberträume,
Und spukst in mir herum.

Ich bin schwach.

(2007)

2007-11-02

zehnfünfzehn

fünfzehn und drei, das war ich,
als ich meinen thron bestieg,
fünfzehn und sechs erhob sich
dieser eine augenblick.

ja ich herrschte über mein reich,
mit der starken, heißen hand,
und der abgrund, der war mir gleich,
jenes tote, kalte land.
doch die wolken sind vergänglich,
und so stürzte ich hinab,
aus den träumen, überschwenglich,
in das stumme weltengrab.

fünfzehn und vier geschah es
in die tiefe stieß sie mich voll kraft,
fünfzehn und sieben, nach hades
hat mich bleierne schwere geschafft.

und wie tränen fielen sterne,
schlugen löcher in die zeit,
helle lichter in der ferne,
trugen meinen flug nicht weit.
und ich fiel in diese kälte,
meine schwingen blankgestutzt,
als ich auf dem grund zerschellte,
waren sie schon schwarzverrußt.

fünfzehn und neun im einklang
mit der nacht an dunklem ort.
fünfzehn und zwölf, am anfang
stand ein zartes, schwaches wort.

in das leere nichts geflossen,
das gesicht unter der hand,
tausend bäche schon vergossen,
machten harten stein zu sand.
denn im todestraum zusammen
umfing dieses wesen mich,
und es machte mit den flammen,
dass dem herz der frost entwich.

fünfzehn und acht aus asche,
in dem feuer schmilzt der stein.
denn zehnfünfzehn, da wasche
von den zweifeln ich mich rein.

(2007)

2007-10-31

flashback

Now you're sitting at the table,
A heap of ash so white and clean,
The last words written on the screen,
They'll tint the future sable.

Put down your dreams and get astray.
The time has come, the world is dead.
The time has come, now free your head.
Put down your dreams onto the tray.

When every moment is a strife,
While you are running from the past,
You'll find yourself locked in at last,
Imprisoned in a perfect life.

Put down your dreams and get astray.
The time has come, the world is dead.
The time has come, now free your head.
Put down your dreams onto the tray.

It's been so long, the wounds still burn,
This heap of ash will heal your mind:
Inhale or stay forever blind,
You know there will be no return.

Clash within the blood!
Crash onto the floor!
Dash into lost dreams!
Slash the wicked mind!
Flashback in your eyes!

Put down your dreams and get astray.
The time has come, the world is dead.
The time has come, now free your head.
Put down your dreams onto the tray.

(2007)

2007-10-24

across the stars

A thousand lightyears between us,
May the stars unite us again.
When I look into the sky
I see your light.

Now I'm anticipating the day
That will end separation.
Why must life always lead those astray
Who are its inspiration.

A thousand lightyears between us,
May the stars unite us again.
When I look into the sky
I see your light.

My dreams sleep there within your eyes,
I wait for our time to come.
Oh night, can you bear all our cries,
Don't they make the void too fearsome?

A thousand lightyears between us,
May the stars unite us again.
When I look into the sky
I see your light.

Cries begone now!
Tears begone now!
Pain begone now!
Life begone now!

Dark begone now!
Night begone now!
Void begone now finally!

Thousand lightyears between us:
Fly now all the way across the stars!

Thousand lightyears between us:
Fly now all the way across the stars!

Thousand lightyears between us:
Fly now all the way!

Thousand lightyears between us:
Fly all the way across the stars!

A thousand lightyears between us,
May the stars unite us again.
When I look into the sky
I see your light.

Reach out your hand into the light's embrace,
Touch stars instead of me.
Forget all of life's empty restricting space,
Reach out and you'll be free.

A thousand lightyears between us,
May the stars unite us again.
When I look into the sky
I see your light.

Cries begone now!
Tears begone now!
Pain begone now!
Life begone now!

Dark begone now!
Night begone now!
Void begone now finally!

A thousand lightyears between us,
May the stars unite us again.
When I look into the sky
I see your light.

The lightyears won't stand between us:
I fly across the stars...

(2007)

2007-10-22

alice VII (sieben tränen)

Die erste Träne
Ist für den Schmerz.

Der mich mit Eiswasser verbrannte,
In Wolken einschloss,
Der mich in Stein ertränkte,
Dann durch Höllenfeuer flog,
Und mich zu dem machte,
Als der ich hier vor Dir stehe.


Die zweite Träne
Ist für all die Blinden.

Die Dich nie sahen,
Und nun nicht halten dürfen;
Mögen diese armen Geschöpfe
Ihren Irrtum niemals erkennen.


Die dritte Träne
Ist für das Feuer.

Eine Kerzenflamme im Dunkel,
Entzündet von Dir,
Macht die Nacht zum Tag,
Wärmt uns und weist uns
Den Weg in diese Zukunft.


Die vierte Träne
Ist für die Stille.

Die Stunden mit Dir.



Und die Tage ohne Dich.





Die fünfte Träne
Ist für den Wahnsinn.

Er nennt sich Leben,
Und ist doch nurmehr eine Sammlung
Wirrer Bilder und Worte,
Verwirbelt und vermischt.
Ein verrücktes Experiment,
Um zu sehen was dabei herauskommt:
Wir.


Die sechste Träne
Ist für das Schicksal.

Das mich durch alle Höllen
Auf verschlungenen Pfaden
Mit brennenden Händen
Erfrierendem Geist
Und hungerndem Herz
Am Ende in Dein Leben schickte.


Die letzte Träne
Ist die Freudenträne.

Weil es Dich gibt.

(2007)

2007-10-13

alice VI (bodenlos)

Leise bläst der Wind.
Weit über's Land.
Lauf nicht fort, mein Kind.
Nimm diese Hand.

Schritte über Tiefe.
Die Luft erzittert.
Mauer in der Schiefe.
Und schon verwittert.

Langsam schwingt das Seil.
Ein dünnes Band.
Bleib hier für eine Weil'.
Nimm diese Hand.

Seitwärts geht der Schritt.
Ich schau Dich an.
Komm, ich nehm Dich mit.
Im Traum voran.

Fremd ist diese Welt.
So unbekannt.
Wenn Dich nichts mehr hält.
Nimm diese Hand.

Wirbelnd durch das All.
Zeitloses Licht.
Erde stoppt den Fall.
Die Sterne nicht.

Nutze Deine Flügel.
Weitausgespannt.
Frei und ohne Zügel.
Nimm diese Hand.

(2007)

2007-10-07

elusive mind

my footsteps grow harder
walking through the rain
into the darkness all along
my mind is trickling through my fingers
letting loose the tears
where is here?

never-ending anticipation
a thousand miles from you

my eyes are blinded from within
recurring images of our time
when memories break free
my mind is melting away
dripping on the ground
when is now?

never-ending anticipation
a thousand days from you

my knees have become weak
touching the floor underneath
in an ocean of black and red
my mind is torn apart
eluding into a distant future
what is this?

never-ending anticipation
a thousand words from you

(2007)

2007-10-06

brüchig

Hier stehe ich am Fuß der Mauer,
Und Staub fällt auf mein Haupt herab,
Ich weiß was in dem Bollwerk lauert,
Denn löchrig ist das Felsengrab.

Die Finger krallen sich in Lücken,
Ganz langsam zieh' ich mich hinauf,
Das Klettern hat so seine Tücken,
Doch bald bin ich schon obenauf.

Der Wind heult mir jetzt durch das Haar,
Und Kälte beißt sich in mein Fleisch,
Dieweil im Dunkeln sonderbar
Dort unten irgendetwas kreischt.

Ich seh' das Wesen eingesperrt,
Wie es versucht sich zu befrei'n,
Der Steinwall ihm den Weg versperrt,
Doch wann wird er durchbrochen sein?

Hier steh'n wir auf dem Grat der Mauer,
Der Abgrund beider Seiten tief.
Und tot ist lang schon ihr Erbauer,
Der sich im Labyrinth verlief.

Wenn das Monster freigelassen,
Woll'n wir ganz woanders sein,
Lass mich Deine Hand nun fassen,
Wir springen dann von Stein zu Stein.

(2007)

2007-10-02

plakativer titel

hier prägnante einleitung beginnen
und mit markanter
und bei bedarf auch blumiger
ausdrucksweise garnieren
sofern dadurch die sprache
nicht zu sehr überladen wirkt

man beachte dabei
die korrekte orthographie
vor allem die großschreibung
der substantive und satzanfänge
je nach geschmack darf
auch jeder zeilenanfang
groß beginnen

an dieser stelle sollte
die aussage des gedichtes
bewusst verzögert werden
damit der leser oder zuhörer
auf jeden fall
zu ende lesen muss
allerdings sollte auch kein gefühl
von langeweile aufkommen

reimschema und versmaß
sind selbstverständlich schon
um der ästhetik willen pflicht
auf das metrum ist ebenso
peinlichst genau zu achten

das retardierende moment
sollte bewusst
aufrechterhalten werden
wir wollen doch noch
nicht zuviel verraten

bisweilen erlaubt allerdings
die künstlerische freiheit
stellenweise abweichungen
von der norm zu bringen
beispielsweise eine einzelne
strophe mit mehr oder weniger
versen als der rest

das gedicht sollte weder zu kurz
noch zu lang sein
daher schließen wir nun
mit einer letzten
krönenden strophe ab
und lassen den leser
mit unserem letzten und
unglaublich genial formuliertem satz
kurzerhand im unklaren
wie der titel denn
ursprünglich gemeint war

(2007)

meteoroid

Einst schwebtest Du zwischen Sternen
Im Zwielicht durch alle Ewigkeit.
Einst suchte den Weg man zu lernen,
Wie Du den Sonnen sein zum Geleit,
Den Flug durch die Nacht zu begreifen.

Doch sollte es nicht lange währen,
Dort oben zu wandeln im hellen Schein.
Doch sollt' Dich das Licht nur gebären,
Um Dich in das Dunkel hinauszuspei'n,
Dass Du diese Welt musst durchstreifen.

Erst wolltest Du noch wiederkehren,
Zurück dahin wo man im Stich Dich ließ.
Erst wolltest die Menschen Du lehren
Was es heißt zu leben im Paradies,
Doch fürchten sie Deine Landung.

Jetzt liegst Du erstarrt und musst bluten,
Der Absturz hat Dir Deine Haut gestählt.
Jetzt spülen den Leib nur die Fluten,
So kalt und so tot dort am Rande der Welt:
Als Fels in der ewigen Brandung.

(2007)

2007-09-17

the void is killing me

now i am sitting here,
trying to kill the silence,
while all the worlds are falling apart.
now the void is ripping me,
trying to kill my mind.

void, oh beautiful void!
life is easy to stand,
compared to your vastness,
but you, oh wonderful void,
you're unbearable.

what should i do when
there is less than nothing?
when my mind tells me:
BE PATIENT!
when my heart yells at me:
SHE'S JUST OUT THERE!
and my eyes betray me:
YOU ARE ALONE!

all my days are fulfilled
with waiting for our time,
looking forward to much more
of this anticipation.
they say this would be
the best way to look
forward to something.
what a bunch of idiots!

oh, colourful world,
filled with your little mankind,
playing your games with my soul,
while i'm just searching for something,
for anything but void.

nothing at least,
for nothing is nothing to bear,
nothing to die from,
nothing to live with,
nothing to long for.
but nothing is more than this void,
more than i could hope for.

to hell with you numbers,
to hell with you people,
to hell with you silence:
i turn up the beautiful noise,
and then i spit on your shiny world!

(2007)

my shell

born from another death
fed by desire for darkness
i searched you, you found me
now we are united

you're dark but i don't feel your weight
you're light but you strike them with fright

my shell
you surround me
waving and floating through the night
that's around me
my shell


raised by the mother of fear
taught by the father of time
you squeeze me, i fill you
now i am protected

you're thin but you'll keep me warm
you're thick so i won't feel their harm

my shell
you surround me
waving and floating through the night
that's around me
my shell


your darkness will tell
a tale of their hell
my beautiful shell
you frighten them well

you are dead but i can feel you bleed
you're alive thus you're all that i'll ever need

my shell
you surround me
waving and floating through the night
that's around me
my shell

(2007)

spill-out

suck in the night
freezing cold
empty life
grabbing the knife
trying to rhyhme
give up

a chill through my bones
down the neck
down my back
down to my soul
trying to rhyme
i gave up

don't care what they think
simply don't
ignore their hatred
they will stare at you
gaze back
strike
with fear
don't give up

fall and fly
spread your wings
spit on the world
from above
enjoy the flight
it won't last long
take up

across the abyss
through the dark clouds
drink, drink the night
spill it on their light
don't try to rhyme
just stand up

(2007)

stairway to hell

come down to me,
just a few more steps:
going downstairs is easy.
throw away your fears:
come down to me
and enter my hell.

come down to me,
forget about your past:
I don't care whatever you did.
throw away your doubts:
come down to me
and enter my hell.

come down to me,
it takes just one sin:
you know this is the future.
throw away their laws:
come down to me
and enter my hell.

come down to me,
listen to your heart:
hear the wooden footsteps.
throw away your thoughts:
come down to me
and enter my hell.

(2007)

time for a break (just one day)

just one day
walk among the dead
walk with an unbeating heart
take a break from your life
let it rest in peace
let your heart rest for a while

... stay silent...
climb up a pile of rock
look across the world
grab a stone and throw it down
watch them running
... stand still...
don't follow their ways
rushing through their little lives
flooding the days
and killing the nights
... and listen...

let your heart rest for a while
let it rest in peace
take a break from your life
walk with an unbeating heart
walk among the dead
just one day

(2007)

2007-09-13

beyond remedy

contagious disease
is melting your brain
and never to cease
the heat in your vein

it's more than a crush
see for yourself
the red in your blush
speaks for itself

my only advice
is just to give in
and never think twice
enjoy our sin

there won't be a cure
you are now afflicted
but i know for sure
i'm also addicted

(2007)

2007-09-08

hörst du

Hörst Du den Ruf der Straße:
Die Welt ist ohne Maße.
Weit über weiße Steine,
Es tragen Dich Deine Beine.

Hörst Du die Steine reden:
Willst nach der Ferne Du streben,
Musst Du das Alte abstreifen,
Denn Fahren heißt Jungsein begreifen.

Hörst Du die Bäume erzählen:
Du kannst den Weg selten wählen;
Doch kannst Du ihn immer beschreiten,
Gibt's auch mal harte Zeiten.

Hörst Du den Wind Dir sagen:
Niemals sollst Du verzagen -
Ist auch der Weg beschwerlich,
Gar manches scheint nicht entbehrlich!

Hörst Du der Bäche Singen
Dort zwischen Bergen erklingen?
Verlockend ist ihr kühles Naß,
Am Ufer weht so sanft das Gras.

Hörst Du das Flüstern der Sterne,
Sie strahlen in endloser Ferne.
Sie rufen: Kehr doch zu uns heim -
Vielleicht wird es einmal so sein?

Hörst Du die Stimme des Einen,
Im Großen wie auch im Kleinen,
Manchmal sie schreit, manchmal sie lacht,
Doch meistens säuselt sie leis' und sacht.

(<2003)

2007-09-06

alice V (wir spinnen)

Ich flog so durch die Schwärze gar,
Da wurd' mir plötzlich sonderbar!

Mit katzengleicher Anmut sprang
Alice durch den Tordurchgang!

In meinem Kopf gelandet wie
In warmes Wort gewandet sie!

Wir wandeln auf dem Hochseil nun,
Zu lange wollten wir das tun!

Um keine Angst vorm Fall zu kriegen:
Zusammen können wir auch fliegen!

Wir tanzen träumefangend jetzt,
Da oben in dem Himmelnetz!

(2007)

2007-09-05

elfenlied

Still und leise,
Tönt die Weise,
Schwebt ein Singen durch die Nacht.
Und der Mond, er flüstert leise,
Taucht den Wald in Zaubermacht.

Ferne Lande,
Starke Bande,
Schwestern, Brüder, Ewigkeit.
Wandle ich noch durch die Sande,
Weiß ich doch das Meer nicht weit.

Lebenshymne
Rührt die Sinne,
Und mich aus dem Schlaf erweckt.
Lauschend halte ich schon inne,
Ja, der Sang hat mich entdeckt.

Hört die Worte
Jener Sorte,
Die die Seel'n zusammenführen.
Jeder singt an seinem Orte,
Können uns im Geist berühren.

Sieh im Dunkeln
Mondlicht funkeln,
Wenn die Sterne stehen hoch.
In Gedanken tief gesunken
Höre ich das Lied jetzt noch.

Schlaft ihr Brüder,
Schwestern, wieder,
Steigt im Traume hoch empor.
Und zu hören uns're Lieder
Haltet offen Euer Ohr.

Still und leise,
Tönt die Weise,
Schwebt ein Singen durch die Nacht.
Und der Mond, er flüstert leise,
Taucht den Wald in Zaubermacht.

(2007)

2007-09-03

zerbrichmeinnicht

Schwarz und rot
Das Blütenblättermeer.
Weiß und tot
Wenn alle Nächte leer.

Heiße Glut
Im Feuerkerzenschein.
Sanft und gut
Dein filigranes Sein.

Festgekrallt
Am Seidenfadenstrang.
Unverhallt
Der Herzenschlägeklang.

Krafterfüllt
Such' ich für Dich das Licht.
Eingehüllt
Sagst Du: Zerbrich mein nicht.

(2007)

2007-08-30

(schrei!)

Es braucht nicht viel, (schrei!)
So nah am Ziel, (schrei!)
Ein kleiner Schritt, (schrei!)
Ich nehm' Dich mit. (schrei!)


Im Schatten der Seele, da lauert ein Ding,
Saugt sich an Dir fest, dringt in Deinen Kopf ein,
Ernährt sich, verzehrt sich, zerfrisst Dich, verschließt Dich,
Es raubt Dir die Ruhe und tötet Dich schließlich,
Drückt fester den Sarg in die Erde hinein.

Im Schatten der Seele, da lauert ein Ding,
Wenn Das Schweigen zu brechen misslingt.

Sei! (für die angst jetzt ein ewiges grab)
Frei! (der gedanke, lass nicht davon ab)
Schrei! (deinen geist in die tiefe hinab)


Es gibt einen Weg, der befreit von der Not,
Der sichtbar sich streckt und die Stille zerstört,
Der wahr ist, der klar ist, der schmal und auch schwer ist,
Der zeigt, dass auch Du tief im Herzen nicht leer bist,
Weil Dir dieser Traum doch schon lange gehört.

Es gibt einen Weg, der befreit von der Not,
Doch mit Schweigen ereilt Dich der Tod.

Sei! (nicht dein feind, der den glauben bezwingt)
Frei! (wenn der ruf in der seele erklingt)
Schrei! (dass das glas deines käfigs zerspringt)


Du stolperst noch taub durch die eisige Welt,
Doch spürst Du wie schon jener Wunsch in Dir bebt,
Zu springen, zu fallen, zu träumen, zu fliegen,
Im Kampf gegen Dich schließlich selbst zu obsiegen,
Weil jetzt in der Brust dieser Schrei erneut lebt.

Du stolperst noch taub durch die eisige Welt,
Bis das Schweigen Dich nicht länger hält.

Sei! (wie ein engel, mit flügeln bedacht)
Frei! (diese worte mit magischer macht)
Schrei! (deine sehnsucht hinaus in die nacht)

(2007)

2007-08-28

alice IV (schwarze schwingen)

eine seltene ruhe kehrt ein
und tränkt die flügel pechschwarztropfend
von meinem gesicht herab
sehe ich den abgrund


der silberne schlüssel, er passte ins schloss
ich setzte den fuß durch die tür in die tiefe
doch sie stand, noch immer ganz leise klopfend
da draußen, wo ich meine kräfte vergoss

der eine schritt ist getan
der zweite landet in endloser leere
und riechen die hände noch immer verbrannt
von des silberschlüssels glühender macht
starrt alice dort draußen gebannt
auf das türchen, hinein in die nacht
während brennend wie droben im nichts zwischen sternen
das blut in mir schwelt und mich tötet


eine seltene ruhe kehrt ein
und tränkt die flügel pechschwarztropfend
von meinem gesicht herab
sehe ich den abgrund

in der tür:
es ist still
zu still
um zu schweigen


mit den flügeln bedeck' ich die augen
mit dem mund spreche ich schon den zauber
mit den händen halt' ich sie noch einmal
mit den ohren erhöre ich leise
das echo von stein wiederhallend
und beginne, die nacht aufzusaugen

sie durchfließt mich, umhüllt mich
erfüllt mich, entblößt mich
dann streckt sie mich nieder
und so dröhnt wie lachen laut schallend
im fackelschein an alten mauern
ein leises flüstern berauschend im wind
meine hauchende stimme im nebel zerrinnt
und wühlt sich wie durch weiche federn


eine seltene ruhe kehrt ein
und tränkt die flügel pechschwarztropfend
von meinem gesicht herab
sehe ich den abgrund

durch die tür:
ich springe
ich falle
ich fliege


schon gleite ich lautlos hinein
die tür hinter mir steht noch offen
doch kann ich nicht harren
noch werde ich hoffen
um ein engel zu sein
muss man erst einmal sterben


eine seltene ruhe kehrt ein
und tränkt die flügel pechschwarztropfend
von meinem gesicht herab
sehe ich den abgrund

die tür ward geöffnet
ich schritt hindurch
alice blieb draußen

(2007)

2007-08-21

event horizon

down there in my own abyss,
where all paths clash together,
that's where i grab the feather,
and spill out silent words.

i look across the border:
the road to nowhere lies ahead,
upon which misty rain is shed,
and melting me away.

and through the wall behind i feel
this should have been the magic day,
but all the powers would decay
when memories start fading.

the taste of heaven on my tongue,
its unpresence my hell inside,
anticipating every night,
into what i must fall.

i'm falling into distant worlds,
into a deep and dying star,
desire a pulsating scar,
crushed on and out and down.

i want to feel no weight again,
instead i shape a purple band,
while entering the unknown land,
although i could get choked.

i know all this is just too real,
and yet it is so far away.
i beg you dream, please would you stay,
for i can't stand the void.

(2007)

2007-08-19

anticipatio

Ein Lichtermeer aus Funken,
Fließt heiß um mich herum,
Und in die Glut gesunken,
Bleibt meine Kehle stumm.

Die Augen sind geschlossen,
Doch seh' ich Dich schon hier,
Gedanken sind vergossen,
Es tobt ein Schrei in mir.

Ich will gen Himmel brüllen,
Die Wolken sind schon nah.
Den Traum will ich erfüllen,
Ich weiß er wird bald wahr.

(2007)

2007-08-16

alice III (hands ablaze)

a fiery dream - say, can you see
the silver key - for you and me

it's been too long - thus shall it end
the silver key - so i've been sent

i'm touching you - where darkness ends
the silver key - with burning hands

you're finding me - look on the floor
the silver key - i am the door

go down the steps - from hand to hand
the silver key - to wonderland

out in the dark - unleash the heat
the silver key - there shall we meet

(2007)

2007-08-11

tausend schritte / unwirklichkeit

Ich weiß, Du bist dort an dem fernen
Ort den ich noch nie geseh'n;
Und tausendfach will ich Dich lernen,
Mit Dir durch alle Zeiten geh'n.

So unreal umfängst Du mich,
Wenn Du meine Gedanken füllst.
Vertrautheit wird so unwirklich,
Wenn Du mich in die Wärme hüllst.

Zu lange war ich leer und kalt,
Schritt einsam durch die dunkle Nacht,
Zum Greifen nah das Schicksal bald,
Das plötzlich Dich hat mir gebracht.

Mich zwingt die Stille schwer zu bangen,
Was werden soll aus diesem Traum,
In Zweifeln bin ich oft gefangen,
Entkommen kann ich ihnen kaum.

Und oftmals wollte ich nicht glauben,
Was mir durch meinen Kopf schon ging:
Gedanken, die den Schlaf mir rauben,
Wenn ich in Deinen Worten hing.

Bin ich genug? Führt dies ans Ziel?
Wär' Dir der lange Weg zu weit?
Ist alles nur ein kleines Spiel?
Verschwende ich hier meine Zeit?

Ich warte auf den Tag der Wahrheit,
An dem sich alle Fäden finden.
Wenn dann das Hoffen wird zur Klarheit,
So will ich mich auf ewig binden.

Ich weiß doch, dieser Weg ist richtig,
Ich weiß, ich will den Fall riskieren.
Doch weißt Du, ob das für Dich wichtig,
Weißt Du, was Du nicht willst verlieren?

Mit kleinen Schritten fängt es an,
Es braucht nur Mut den Weg zu wählen,
Damit der Anfang ist getan,
Und auf der Herzen Kraft wir zählen.

Doch will ich nicht die Frage stellen
Danach, was hier mit uns geschieht;
Ich könnt' damit das Glück vergellen,
Dass unser Traum ins Nichts entflieht.

(2007)

2007-08-09

farblos?

Wenn Du farblos bist, dann siehst Du nicht,
Das ist doch nur das Glas:
Mein Finger ist der Silberstreif,
Der den Kristall durchbricht,
Am Ende schließt sich doch der Kreis
Auf tränennassem Gras.

Wenn Du farblos bist, dann hör mir zu,
Lass alle Zweifel schweigen:
Vergiss der Menschen buntes Spiel,
Denn all das bist nicht Du,
Und sind wir beide erst am Ziel,
Wird sich die Farbe zeigen.

Wenn Du farblos bist, schau ich hinein,
Und blicke in die Augen:
Dort suche ich den tiefsten Grund,
Darinnen will ich sein,
Und ist auch Deine Seele wund
Werd ich den Schmerz aufsaugen.

(2007)

2007-08-08

schwerelos

Man sagt im freien Fall
Fühlt man die Schwere nicht.
Also bin ich gesprungen.

Schwerelos durchs Weltenall,
Tanzend durch das Sternenlicht,
Hab' ich dabei gesungen.


Ich bin ein Narr dies zu wagen.
Doch würd' ich es versäumen,
Ich wär' ein noch viel größ'rer Tor.

D'rum schweigen einmal nur die Fragen,
Und einmal will ich träumen.
Ich stelle mir die Zukunft vor.


In meinen Händen halte ich
Die Splitter meiner Seele.
Ich forme einen Stern.

Er leuchtet jetzt für Dich,
Weil ich Dich auserwähle.
Und doch bist Du so fern.


Heute schon um Mitternacht
Bringt Dir ein Engel dieses Licht
An Deinen fernen Ort.

Und ist die Botschaft überbracht,
Schick' ihn zurück, so zög're nicht -
Das Fernweh treibt mich fort.


Ich weiß im freien Fall
Spürt man die Schwere nicht.
D'rum will ich zu Dir fliegen.

Schwerelos durchs Weltenall,
Bring' ich Dir jetzt das Sternenlicht.
Schau! All das sollst du kriegen.

(2007)

2007-08-07

alice II (tantalus)

Ein Schlüssel baumelt über mir,
Hängt viel zu hoch für meine Hand:
Ist das der Schlüssel zu der Tür,
Ist das der Weg ins Wunderland?

Ich bleib' wie angewurzelt stehen,
Betrachte stumm das Zauberding:
Kann ihn im Mondlicht funkeln sehen,
Den weit entfernten Schlüsselring!

Dann streck' ich aus den kurzen Arm
Um jenes Kleinod zu erreichen:
Umspült mit Licht die Augen warm,
Brennt in die Haut das eine Zeichen!

Das Zeichen, das da Zukunft heißt,
Als sanfter Stoß den Geist berührt,
Als Sehnsucht sich durch Knochen beißt,
Als Trunkenheit den Taumel führt!

Das Zeichen, das die Angst vernichtet,
Das fliegen lässt und stürzen macht,
Das graue Nebelschleier lichtet,
Sternschnuppen gleich in finst'rer Nacht!

Doch irgendwann schwelt eine Frage,
Sobald ich klaren Kopf gefasst:
Wenn ich zur Tür den Schlüssel trage,
Ob er auch in das Schloss reinpasst?

(2007)

2007-08-06

david gegen goliath

Es ist ein Kampf entbrannt
in dem Land,
das nicht erkannt
hat, dass sich Größe niemals über Macht bestimmen lässt,
und dass der wahre Sieger scheinbar nur Verlierer ist,
weil er sich misst
und nicht vergisst,
dass ein Parasit ihn auffrisst.
D'rum labt euch an dem Waffengang
und schaut euch das Spektakel an:
Mensch gegen...

Insekt!
Jetzt Gehörst Du Mir!
Insekt!
Du Ungetier!
Insekt!
Willst Du Mir Nicht Dienen?
Insekt!
Ich Mag Nur Honigbienen!

insekt!
hab keine angst vor dir!
insekt!
bist nicht mehr lange hier!
insekt!
du erkennst noch nicht!
insekt!
dass deine welt zerbricht!

Das Kleine hält mühsam dagegen,
unterlegen,
doch verwegen
kämpft es tapfer, wehrt sich kühn und standhaft
beißt und sticht es, zuckt auch krampfhaft,
doch der Mensch schafft,
dass Lebenssaft
fließt ob der geballten Kampfkraft!
Nun hebt er seinen Stiefel an,
im Kampf der Kämpfe spricht er dann:
Du Bist Ein...

Insekt!
Ich Zertrete Dich!
Insekt!
Wie Jämmerlich!
Insekt!
Blutest Du Schon?
Insekt!
Dein Leben Blanker Hohn!

tritt drauf!
Es Zappelt Noch!
schlag zu!
Du Willst Es Doch!
tod mir!
Der Du Schwächlich Bist!
mein blut!
Hab Ich Sehr Vermisst!


Als das Insekt in den letzten Atemzügen,
keuchend, kraftlos, leer, am Boden lag,
hob er es auf und nahm es in die mächtige Hand
und drückte zu.
Er zerqueschte es in seiner Faust;
das Blut quoll zwischen den Fingern hervor
und lief seinen Arm hinab.
Auf einmal wurde er ganz blass
und ließ sich langsam zu Boden sinken:
Das Blut war sein eigenes gewesen.
Und im Angesicht seines nahenden Todes hörte er
tief in seinem tauben Ohr eine Stimme,
die ihm zuflüsterte:
ich bin ein...

Insekt!
mein blut in deinen adern!
Insekt!
sollst mit dem schicksal hadern!
Insekt!
dein leben ausgehaucht!
Insekt!
ich hab dich nie gebraucht!

(2006)

2007-08-04

sturz in geschichte

Die Tage sind kalt und die Nächte sind schwer,
Der Körper wird alt und der Geist ist so leer.

Die Füße sind lahm und die Hände sind krumm,
Gedanken im Wahn und die Worte so stumm.

Ich schreie so laut, keiner merkt meine Not,
Die Mauern gebaut und die Hoffnung ist tot.

Ich stürze in die Zeit hinein,
Die Nacht soll nie zu Ende sein.
Geschichte türmt sich um mich hoch,
Entflieht mir in ein schwarzes Loch.


Die Blicke sind streng und die Wege sind hohl,
Die Kreise sind eng doch sie drehen sich wohl.

Die Wände sind grau und die Straße nicht weit,
Die Träume so lau und von Leben befreit.

Die Qualen ein Graus, weit entfernt jedes Glück,
Das Leben ist aus, denn es gibt kein zurück.

Ich stürze in die Zeit hinab,
Schon tanze ich auf meinem Grab.
Geschichte türmt sich um mich auf,
Ertränkt mich in des Lebens Lauf.


Ich schaue mich an und ich fühle die Kraft,
Die Jahre vertan, doch bald ist es geschafft.

Die Gitter sind stark und die Steine sind wahr,
Der Kerker ist karg, doch der Ausbruch ist nah.

Der Graben ist tief und der Turm ist zu groß,
Die Kette hängt schief, denn ich reiße mich los.

Der Stahl bricht die Hand und das Blut, es ist echt,
Den Kopf durch die Wand, doch es hat sich gerächt.

Im Taumel gestürzt - den Versuch war es wert.
Die Strafe verkürzt - doch das Ende verkehrt.

Ich stürze an der Zeit vorbei,
Im Tode bin ich endlich frei.
Geschichte hat sich aufgetürmt,
In Freiheit durch die Nacht gestürmt.

(2007)

2007-08-02

eisplanet (shikata ga nai)

wir müssen sofort landen!
sie wollen das unmöglich tun...
keine widerrede!
aber sir, das wäre ihr tod...
ich fürchte ihn nicht!
dort unten lauert schlimmeres...
achja, und was soll das sein?

Komm zu mir!
Durch das weite Fenster heischend:
Komm zu mir!
Lautlos durch das Weltall gleitend:
Komm zu mir!
In dem Kopf die Stimme kreischend:
Komm zu mir!
Rastlos durch die Hallen schreitend:
Komm zu mir!

sir, alles ist vorbereitet...
beginnen sie die prozedur!
wollen sie es sich nicht nochmal...
auf keinen fall!
ich hab' ein ganz mieses gefühl dabei...
ich habe keine angst!
aber ich...

Tick. Tack.
Bald erfüllt er seinen Schwur:
Tick. Tack.
Schwere Stiefel, kalter Stahl:
Tick. Tack.
Wie die Zeiger auf der Uhr:
Tick. Tack.
Dieser Weg lässt keine Wahl:
Tick. Tack.

was gibt es, sir...
wie ist der status?
wir sind gleich in reichweite...
ausgezeichnet, beginnen sie!
sir, wenn sie auf den planeten schießen...
es gibt keine alternative!
das ist doch wahnsinn...

Bald schon. Bald.
Er schreitet durch die Gänge:
Bald schon. Bald.
Quietschend öffnet sich die Tür:
Bald schon. Bald.
Jetzt fallen alle Zwänge:
Bald schon. Bald.
Denn ein Leben endet hier:
Bald schon. Bald.

machen sie schon!
sitzt der gurt auch nicht zu eng...
seien sie nicht so zimperlich!
alles ist angeschlossen...
ausgezeichnet! die zeit ist gekommen!
ich warte nur auf ihren befehl...
drei, zwei, eins!

FEUER!
Tief im Weltall Blut vergossen:
FEUER!
An der langen Reise Ziel:
FEUER!
Auf den Eisplanet geschossen:
FEUER!
Und sein Herz das Projektil:
FEUER!

(2007)

2007-07-28

insektoid

Die Zeit ist da, sie sind schon hier,
Sind tief im Schatten hinter Dir,
Kannst sie nicht seh'n, kannst sie nicht tasten,
D'rum wird Dein Herzschlag heut' nicht rasten.

Langsam aber sicher
Erhebt sich in der Ecke,
Wie irre, mit Gekicher,
Die kleine schwarze Zecke,
Sie saugt Dich aus,
Sie frisst Dich auf,
Folgt Deiner Schritte schnellen Lauf,
Und wartet hinter jedem Haus.

Die Zeit ist da, es ist gescheh'n,
Du kannst sie um Dich kriechen seh'n,
In Deinem Kopf, unter der Haut:
Sie haben schon ihr Nest gebaut.

Eine Haut aus Stahl,
Tod in Überzahl.
Zwei gebrochene Fühler,
Sei jetzt des Narren Schüler.
Drei Teile Schmerz,
Und Licht, wie Gift durchfährt's.
Sechs Schritte Freiheit,
Beweist Dir Deine Torheit.
Tausend Blicke Nacht,
Wie Feuer Dich entfacht.

Im klaren Stein nun eingeschlossen,
In einen Block hineingegossen,
Harrst Du der Dinge, die da kommen,
Denn Dich habe ich mitgenommen.

Von allen Wesen dieser Welt,
Hab' ich Dich endlich auserwählt,
Mich zu begleiten immerfort,
Komm mit mir, an den dunklen Ort.

Eine Haut aus Stahl,
Du hast keine Wahl.
Zwei gebrochene Fühler,
Die Tage werden kühler.
Drei Teile Schmerz,
Umschließ' ihn tief im Herz.
Sechs Schritte Freiheit,
Sie führen in die Klarheit.
Tausend Blicke Nacht,
Aus Alpträumen gemacht.

(2007)

2007-07-27

séance

sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie lachen kinder?
sag mir...

So, wie Du lachtest
Bis Du schließlich in den Abgrund fielst.
So, wie Du lebtest
Bevor Deine Zeit zu Ende ging.
So, wie Du träumtest
Bis Du Scherben in den Händen hieltst.
So, wie der Henker
Als Dein Leib leblos am Baume hing.

sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie leuchten augen?
sag mir...

So, wie die Sonne
Welche Du schon lange nicht mehr kennst.
So, wie die Sterne
Die mit Kälte Dich nun überziehen.
So, wie das Feuer
Wo Du langsam jeden Tag verbrennst.
So, wie der Schnee
In dem Geister vor den Spuren fliehen.

sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie leben menschen?
sag mir...

So, wie die Schatten
Die über Leere niemals siegen.
So, wie im Wahnsinn
Narren nur den Thron beneiden.
So, wie Insekten
Die tollkühn, stumm ins Licht stets fliegen.
So, wie die Engel
Die sich die Flügel selbst abschneiden.

sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie fühlt sich haut an?
sag mir...

So, wie das Glas
Das stumm Dir Deinen Namen nennt.
So, wie der Stein
Der Deine Seele sanft umhüllt.
So, wie Papier
Das weich ist, doch Dein Fleisch zertrennt.
So, wie das Wasser
Das kalt den toten Leib umspült.

sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie schmecken küsse?
sag mir...

So, wie Kinder lachen.
So, wie Augen leuchten.
So, wie Menschen leben.
So, wie Deine Haut.

(2007)

2007-07-24

die herrin der tiefe

Erdrückt, zerschlagen und verloren,
Aus Tristheit in der Nacht geboren,
Lebte blind und ungeseh'n,
Bebend schwach und gläsern schön,
Die kleine bleiche schwarze Fee,
Im Grunde, tief im grauen See.
In ihrer Hand begraben war
Ein Silberschwert gar wunderbar.

Die Herrin aus der Tiefe,
Ihr Reich der See, so schwarz und kalt,
Oh, Herrin aus der Tiefe,
So gleißend schön und doch uralt.

Ich tauch' hinab im Dunkeln!
Seh' dort die Klinge funkeln!

Die Herrin aus der Tiefe,
Wär' ohne mich ertrunken,
Oh, Herrin aus der Tiefe,
Hinab zum Grund gesunken.

So schwer wie Stein konnt' sie nicht schwimmen,
Erst Recht die Böschung nicht erklimmen,
D'rum musste ich sie lange tragen,
Konnt' nie ihr Wesen hinterfragen.
Und als sie dann am Ufer stand,
Hielt sie den Stachel in der Hand:
In meine Brust gerammt sie hat
Das Silberschwert als letzte Tat.

Die Herrin aus der Tiefe,
Ihr Reich der See, so schwarz und kalt,
Oh, Herrin aus der Tiefe,
So gleißend schön und doch uralt.

Wesen aus der Nacht!
Nun ist es vollbracht!

Die Herrin aus der Tiefe,
Wär' ohne mich ertrunken,
Oh, Herrin aus der Tiefe,
Hinab zum Grund gesunken.

(2007)

2007-07-23

tanz der irrlichter

Eine Lichtung zwischen Bäumen,
Ein Gefäß für Dunkelheit,
Guter Zeitpunkt, um zu träumen,
Und ein Weg in Einsamkeit.

Zwischen Tag und Nacht gefangen,
Tief im Kopf dreht sich die Welt,
Da erhört plötzlich mein Bangen
Ein Irrlicht, das kaum auffällt.

Und aus Einem werden Tausend,
Schwärmend hell um mich herum,
Engelszungen, so berauschend,
Machen die Gedanken stumm.

Erhör' ihr Locken!
Sie rufen Dich!
Heb' Deinen Blick!

Die Irrlichter tanzen heut' Nacht!
Und sie tanzen nur für mich,
Voll Verzückung und Schmerz
Zerreissen sie mein Herz,
Denn ich folge ihrem Licht.
Die Irrlichter sterben heut' Nacht!
Und sie sterben nur für mich,
Drehen schnell ihre Kreise
Und umgarnen mich leise,
Doch berühr'n kann ich sie nicht.


Freudentaumel ob der Torheit
Macht das Herz mir schwebend leicht.
Und im Schimmerwahn, voll Klarheit,
Scheint der Reise Ziel erreicht.

Will mich drehend auch einstimmen
In den Lichterwirbeltanz,
Ich will durch die Lüfte schwimmen,
Denn im Traum zerfließ' ich ganz.

Lasse meine Blicke schweifen,
Meine Arme streck' ich aus:
Meine Fingerspitzen streifen
Meiner Sehnsucht Augenschmaus.

Du kannst sie spüren!
Sie sind so nah!
Die Hand streck aus!

Die Irrlichter tanzen heut' Nacht!
Und sie tanzen nur für mich,
Voll Verzückung und Schmerz
Zerreissen sie mein Herz,
Denn ich folge ihrem Licht.
Die Irrlichter sterben heut' Nacht!
Und sie sterben nur für mich,
Drehen schnell ihre Kreise
Und umgarnen mich leise,
Doch berühr'n kann ich sie nicht.


Fast schon hätte ich gewonnen,
Wähnte mich dem Lichte nah,
Da ist alles schnell zerronnen,
Schmerzhaft schön und sonderbar.

Aus, der bunte Farbenreigen,
Aus, der stille Funkenflug.
In der Nacht hört man das Schweigen:
War der Tanz denn nicht genug?

Auf der Lichtung zwischen Bäumen,
Kehrt zurück die Dunkelheit,
Schlechter Zeitpunkt, jetzt zu träumen,
Denn der Weg ist Einsamkeit.

Das Trugbild quält Dich!
Erst sind sie hier!
Dann plötzlich fort!

Die Irrlichter tanzten heut' Nacht!
Und sie tanzten nur für mich,
Voll Verzückung und Schmerz
Zerrissen sie mein Herz,
Denn ich folgte ihrem Licht.
Die Irrlichter starben heut' Nacht!
Und sie starben nur für mich,
Drehten schnell ihre Kreise
Und umgarnten mich leise,
Doch berühr'n konnt' ich sie nicht.

(2007)

2007-07-20

stille

Das Wasser tropft hinab
Von regennassem Haar,
Verschwindet in der Nacht,
So still und sonderbar.
Und leise, lautlos, sacht
Trägt Dich der Füße Trab.

Im Mondendämmerschein
Beginnt nun eine Reise,
An einen fernen Ort.
D'rum wanderst Du, ganz leise,
Von Deinen Trümmern fort.


Doch spürst Du stets die Kälte,
Die tief in Dich eindringt,
Und Dich zu Boden wirft,
Wenn kein Lied mehr erklingt.



Dann stehst Du langsam auf,
Tausendmal immer wieder,
Der Weg muss weitergeh'n.




Im Taumel sagst Du dann
Das allerletzte Wort.





Denn jetzt ist es still.






(2007)

2007-07-12

alice I (scherben)

blinder taumel durch das nichts
stille schritte, stumme schreie
schwankend zwischen tod und leben
zwischen wahnsinn und verzweiflung
unsichtbar, doch immer da

ich sehe nicht den weg im dunkel,
ich kenne nur das ziel!

zurück
hinauf zu den wolken
entkommen
der leere, die mich sanft erdrückt
hinfort
aus diesem dasein, das nicht leben ist

alles zerfließt um mich herum
fern und nah, gelogen und wahr
ich kann mich selbst beobachten
wie ich suchend, tag um tag
durch scherben wander, ohne ruh'

irgendwo da draußen,
irgendwo endet dieser weg!

zurück
geworfen in dem lauf der zeit
entkommen
dem sog, der in die tiefe reißt
hinfort
aus schwarzer schattennacht

ich stehe neben mir, verzweifle stumm
liege im regen auf kaltem stein
halt mich an gras fest, reiß es aus
folge jedem hoffnungsschimmer
und laufe gegen wände

am ende aller träume angelangt,
am ende breche ich entzwei!

zurück
aus dem tod ins leben gehen
entkommen
den fesseln der bedeutungslosigkeit
hinfort
endlich wieder sein

ich kenne diesen einen weg
der mich hinausführt und befreit
doch die tür dorthin ist mir versperrt
öffnen muss sie jemand anders
hindurchgehen muss ich selbst

wer findet den schlüssel zu der tür,
wer sucht den weg ins wunderland?

(2007)

2007-07-07

dies ist wahnsinn

zwangsjacke, pille, irrenhaus!
verrückte sperrt man vom leben aus!
sie schaufeln unsrer welt ein grab!
drum schneidet ihre zungen ab!
wir müssen ihren willen brechen!
sonst beginnen sie zu sprechen!

... denn ich sage euch: dies ist wahnsinn:
wenn selbstzerstörung anklang findet,
blanker hass uns aneinander bindet,
wenn stetes schweigen uns begleitet
die angst den weg uns immer leitet,
wenn die hoffnung jäh im licht zerrinnt
und narren plötzlich götter sind!

zwangsjacke, pille, irrenhaus!
verrückte sperrt man vom leben aus!
sie schaufeln unsrer welt ein grab!
drum schneidet ihre zungen ab!
wir müssen ihren willen brechen!
sonst beginnen sie zu sprechen!

... und ich sage euch: dies ist wahnsinn:
wenn menschen nur noch lügen glauben,
uns auch des letzten hemds berauben,
wenn ein könig um armut betteln muss,
das leid der andern ein genuss,
wenn die welt erzittert vor einem kind
und narren plötzlich götter sind!

zwangsjacke, pille, irrenhaus!
verrückte sperrt man vom leben aus!
sie schaufeln unsrer welt ein grab!
drum schneidet ihre zungen ab!
wir müssen ihren willen brechen!
sonst beginnen sie zu sprechen!

... ja, ich sage euch: dies ist wahnsinn:
wenn sich täter rühmlich opfer nennen,
der stille wert wir nicht erkennen,
das denken nur noch ist ein graus,
wir uns laben am eignen leichenschmaus,
wenn ekel beweis ist, dass man spinnt
und narren plötzlich götter sind!

zwangsjacke, pille, irrenhaus!
verrückte sperrt man vom leben aus!
sie schaufeln unsrer welt ein grab!
drum schneidet ihre zungen ab!
wir müssen ihren willen brechen!
sonst beginnen sie zu sprechen!

... denn nun heißt es: folgt dem wahnsinn,
der angst und furcht in uns zerstört,
mit jedem kuss dich neu betört,
dessen gott in einem spiegel lebt,
den mensch zum adel neu erhebt,
die herrschaft deines selbst beginnt
weil narren nunmal götter sind!

(2006)

2007-07-05

kometensturm

Noch sitz' ich hier in meinem Turm.
Doch dorthin, weit, an fernen Ort
Ein Traum mich zieht - will weg hier, fort:
Dies ist die Ruhe vor dem Sturm!

Ich träume von dem roten Mond,
Es wälzt sich stets dieser Gedanke:
Ob Zweifel oder Mut - ich schwanke!
Doch weiß ich, dass das Ziel sich lohnt!

Die Sonne, sie liegt hinter mir,
Ich schau' nach vorn, da lacht mich an
Der Mond, will nur noch sein fortan
Im Glutenschimmer, nah bei Dir!

Des Sturmes Macht bringt mich zu Fall!
Und in der brausenden Gewalt,
Ein heller Blitz bekommt Gestalt -
Ein Funke, gar ein großer Knall!

Die Wendung in des Lebens Lauf
Wie Feuersturm mich überrascht,
In Dich schon einen Blick erhascht,
Ich nähm' dafür alles in Kauf!

So mächtig ist die heiße Glut,
Ob sie mich zu zerstören droht?
Nein - denn Kometen, scharlachrot,
Sie flüstern mir: Der Sturm ist gut!

All das, was Hoffnung, Sehnsucht, Nähe,
Was Leben, Lieben, Lachen heißt,
Verlangt, dass Du, oh Mond, nun weißt,
Dass ich in Dir die Zukunft sehe!

Was wär', wenn ich es einfach wage,
Den freien Fall im schnellen Lauf -
Fängst Du mich vor dem Aufprall auf?
Mich plagt die eine, große Frage!

So Du, oh Mond, gewähren lässt,
Dass das, was in mir plötzlich schwingt,
Und tobt, und lodert, überspringt,
Siehst Du, dass es den Weg wert ist!

D'rum würd' ich schweben gern im Wind,
Getragen von der Hoffnung Schwinge,
Dass ich, so ich den Mut aufbringe,
Den Weg zu Deinem Herzen find'!

(2007)

2007-07-03

auf schmalem grat

Wo Donnerknall mich schlägt,
Und durch die Lüfte trägt!
Wo Lichtblitz mich verbrennt,
Der Hoffnung Name nennt!
Wo Stille mich zerreißt,
Die Zukunft mir verheißt!
Wo Fernweh mich erdrückt,
Der Ausblick mich verzückt!
Wo Abgrund klaffend droht,
Und Feuer in mir loht!

Wo Lichtschein golden blinkt,
Im Nichts mein Herz ertrinkt!
Wo Engelsflug mich führt,
Und Kälte mich berührt!
Wo Stärke mich erhebt,
Der Boden schwankend bebt!
Wo Sehnsucht neu beginnt,
Das Blut in mir gerinnt!
Wo in mir ein Lied summt,
Durch Zweifel bald verstummt!

Wo Sturm mich bringt zu Fall,
Bald endet meine Qual!
Wo mir die Sicht verschwimmt,
Langsam den Berg erklimmt!
Wo Himmel reißen auf,
Ich folge meinem Lauf!
Wo jeder Schritt tut weh,
Ich bald am Gipfel steh'!
Wo der Weg unbekannt,
Mich führt des Engels Hand!

(2007)

2007-07-01

du willst es doch auch!

Ja ich will es!
Das Alles, das Eine,
Das Große, das Kleine,
Das Leben, das Wahre,
Die Nacht, all die Jahre,
Das Nehmen, das Geben,
Das große Erdbeben,
Den Klang süßer Lieder,
Wallendes Gefieder -
Ach wär' nicht gescholten
Die Flucht in die Wolken!

Immerwieder!
Die Lehre verkünde
Von Schande, von Sünde,
Von Scham und von Feigheit,
Von ewiger Eiszeit,
Von Tod und Verderben,
Von Tugend in Scherben,
Von fleißigen Bienen,
Der Lüge sie dienen -
Ach wär' nicht gescholten
Die Flucht in die Wolken!

Heute Nacht!
Entsteigt Deiner Asche
Der Geist aus der Flasche,
Die Angst war vergebens,
Das Wunder des Lebens
Hält Dich schon gefangen,
Der Tag ist vergangen,
Der Traum war die Wahrheit,
Jetzt schafft er Dir Klarheit -
Ach wär' nicht gescholten
Die Flucht in die Wolken!

(2006)

2007-06-30

bergauf ins tal

Die Nacht war plötzlich eingebrochen,
Ein Messer in Dein Herz gestochen,
Die Sonne ward Dir auch verschwunden,
Hast Du doch neue Kraft gefunden.

Der Fluß nun auch vertrocknet ist,
Doch hast die Sonne Du vermisst,
Bis dass Du dann den Mond geseh'n,
Willst nun im Mondlicht ewig geh'n.

Der Wandel, ach so unerklärlich,
Die Nacht, sie ist nun so begehrlich,
Die Tränen sollten Bäche werden,
Doch siehst Du neues Licht auf Erden.

So schaust Du nun gen Himmel auf:
Gar seltsam ist des Lebens Lauf!
Dort wo die Sonne einst gebrannt,
Zeigt Dir der Mond ein neues Land!

Ein neuer Fluß, ein neues Leben,
Der Mond konnte Dir wiedergeben,
Was ehedem die Sonne nahm,
So eilst Du nun den Weg entlang.

Der alte Berg liegt hinter Dir,
Der Mond, er weist den Weg nun hier,
Bergauf auf ins Tal, zu neuen Höh'n,
Du hast das Licht erneut geseh'n!

So folgst Du nun des Pfades Lauf,
Der Blick schweift stets zum Himmel auf,
Wo Sterne Deine Blicke lenken:
Willst an den Mond jetzt nur noch denken.

(2007)

2007-06-29

horizonte

Beseelt noch von des Mondes Macht,
Erinnernd, was die Sonn' ausmacht',
Bestärkt von neuer Hoffnung Schein -
Im Schatten willst Du nicht mehr sein.

Mit bloßen Füßen und auch Händen,
Den Berg erstürmen, Schicksal wenden!
Du kämpfst Dich vorwärts, Stück um Stück,
Denn auf dem Gipfel liegt Dein Glück!

Erst schwankt der Schritt, der Weg ist steil,
Du findest Halt nach einer Weil'.
Dann, wie von Geisterhand erhoben,
Stehst Du schon auf der Kuppe oben:

Der Horizont - Du kannst ihn seh'n,
So schön, so klar,
So fern, so nah,
So warm, so kalt -
Erhört Dich bald:
Komm weiter, bleib jetzt bloß nicht steh'n.

Die Nacht steht kalt noch über Dir,
Doch schwindet ihre Macht schon hier,
Als Du erblickst den fernen Schimmer;
Ein kleiner Lichtblitz siegt doch immer!

Am weiten, fernen Horizont,
Da leuchtet auf, so ungewohnt,
Ein schwacher Schein, ein Lichtlein gar,
So glitzernd, strahlend, wunderbar:

Beim Horizont - wo Zeit gerinnt,
So schön, so klar,
So fern, so nah,
So warm, so kalt -
Erhört Dich bald:
Der neue Tag für Dich beginnt.

Ein klitzeblitzend Funkellicht
Blinkt auf und sucht, d'rum wehr' Dich nicht.
Ein leuchtelachend Dämmerschein
Zieht bald in Deine Zukunft ein:

Am Horizont - ein neuer Stern,
So schön, so klar,
So fern, so nah,
So warm, so kalt -
Erhört Dich bald:
Da ist jemand und hat Dich gern.

(2007)

2007-06-28

september elfeinhalb

dies ist GROUND ZERO
dein zwölfter september!
dies ist GROUND ZERO

kalt lacht ihr mich aus
kalt ihr trüben steine
hier thronte einst das wolkenschloss
hier leben nur noch ratten

dies ist GROUND ZERO
tod ist leben!
dies ist GROUND ZERO
blind durch den rauch!
dies ist GROUND ZERO

durch karge reste stolpernd
durch ein ruinentrümmerfeld
zu zweit einst richtung himmel auf
zu zweit zerbrach dieser traum

dies ist GROUND ZERO
stiller todesschrei!
dies ist GROUND ZERO
tausendfach nichts!
dies ist GROUND ZERO
und ich mittendrin!
dies ist GROUND ZERO

weit entfernt vom traum dieses lebens
weit ist der wald aus kaltem stahl
grau die reste und scherben
grau der blick hinaus

dies ist GROUND ZERO
das ende aller träume!
dies ist GROUND ZERO
leben ist tod!
dies ist GROUND ZERO

einstmals wird die asche erkalten
einstmals ist auch der letzte rest dahin
einstmals endet die existenz

dies ist GROUND ZERO
mein elfter september!
dies ist GROUND ZERO

(2007)

weiße schwingen

Einst glaubte ich mich selbst verloren,
Zum Leid, zum Tode auserkoren,
Durchlitt die Hölle hier auf Erden,
Wollt' nur ein Häuflein Asche werden.
In Leere stürzend, ungehindert,
Da gab es nichts, was den Schmerz lindert.

Wenn Wirbelwind mich manchmal trug,
So war er dennoch nie genug,
Zu bremsen meinen freien Fall
Hinab ins Nichts, so voller Qual.
Ach hätt' ich Flügel, um zu fliegen,
So könnte meine Hoffnung siegen!

Die Hoffnung, dass der Sturz würd' enden,
Ein neuer Stern die Richtung wenden.
D'rum suchte ich den Himmel ab,
Doch für mich es kein Licht dort gab,
Bis dass das Wunder ward geschehen:
Ich durfte einen Engel sehen!

So golden hell, so strahlend schön,
Ein Traum dies Wesen anzuseh'n:
Vor langer Zeit Dich schon erblickt,
Hatte die Furcht damals erstickt,
Was dieses Engels Kraft geweckt;
In Stille hatt' ich mich versteckt.

Doch schau ich in dies Antlitz hier,
Erwacht die alte Kraft in mir,
Zu leben, fliegen, engelsgleich,
Zu finden jenes Himmelreich,
Welches ich einstmal schon gesehen,
Wo ich schon durft' auf Wolken gehen!

Auf weißen Schwingen federleicht,
Voll Anmut, Stärke, unerreicht,
So lang verloren, neu gefunden -
War Dir im Herzen stets verbunden.
So hast Du schnell in jener Nacht
Das Feuer in mir neu entfacht.

(2007)

2007-06-27

ein sonnenstrahl

Ein Regenbogen, blitzend froh!
Ein gleißend Antlitz, lichterloh!

Ein Lichtschein glühend, strahlend schimmert!
Ein Auge, tief und weit, es flimmert!

Das and're lacht Dich lauthals an!
Die Sonne hat's Dir angetan!

So blendend hell blinkst Du zurück!
Und brennend senkst du nun den Blick!

Ein Land erleuchtet wunderbar!
Vor Deinem Auge zeigt sich's klar!

Wie Berg und Tal sich wohlig winden!
Eie Sorg' und Kummer schnell verschwinden!

So wähnst Du plätschernd schon den Fuss!
Der tief im Tal läuft, zum Genuss!

Am liebsten würdest Du jetzt baden!
Im warmen Wasser dich vergraben!

Nicht weit der Weg, dem Ziel so nah!
So wag den Schritt nun, tu es, ja!

Lass Dich auf deinen Taumel ein!
Das hier soll erst der Anfang sein!

(2007)