2008-06-18

sine panis circenses

Ach! Das Volk ward so verdrießlich,
Und des Staates Frieden misslich,
Denn des Bürgers größte Freude
War, vorm Parlamentsgebäude
Bürgertum zu exerzier'n:
Für sein Recht zu prostier'n!

Sapperlott und Heilandsack!
Wagt es dieses Lumpenpack,
An der Tradition zu rütteln,
Von den Räten und den Bütteln,
Die von oben nur regieren
Und den Pöbel ignorieren!

Diese dummen Menschen dort,
Schafft sie von der Straße fort,
Und gebt ihnen was zu tun,
Lasst sie niemals wirklich ruh'n,
Denn Müßiggang befördert Denker,
Und die schaden nur dem Lenker!

Arbeit muss für alle her,
Sie zu zwingen ist nicht schwer,
Folter nennt sich heut' Sanktion,
Job, was einst des Bauern Frohn,
Für 'nen Appel und ein Ei,
Nötigt sie zur Plackerei!

Dass kein Bürger kritisiere,
Dass man die Bilanz frisiere,
Und die Würde längst verachtet,
Nach dem letzten Hemd noch trachtet,
Gibt's zum Glück ein Instrument,
Das sich Unterhaltung nennt!

Superstars und Modeleichen,
Sollen euch das Hirn zerweichen,
Tagesschau und Fußballgott,
Auf dem flimmerndem Schafott,
Sind des Geistes Hackebeil,
Des Großen Bruders Seelenheil!

Seht nur wie sich jetzt hetzen,
Bildung mit der Bild gleichsetzen,
Und am eig'nen Aste sägend,
Gar kein weit'res Denken hegend,
Weil nur noch Parolen zählen,
Brav den eig'nen Henker wählen!

(2008)

2008-06-11

am todesacker

Ein Mann steht am Acker, sich zu plagen
Er scheint sich zu verbeugen, doch er fällt,
Ein anderer schickt Hunde, ihn zu jagen,
Er sagt: So funktioniert sie, uns're Welt.

Der Tod kommt heutzutage nur noch leise,
Die Zeitung schweigt sich auch darüber aus.
Ein alter Weg, die wiederholte Reise,
Er führt mitten durch das Irrenhaus.

Die Hoffnung auf Rettung liegt darnieder,
Die Reste längst aufgelöst in Rauch.
Dort stehen am Rand die großen Brüder,
Sie rufen nur: Tritt ihm den Bauch.

Das Gift fließt schon lange in den Adern,
Schlafmohn und ein Quentchen Sarrazin.
Um mit dem Schicksal nicht mehr nur zu hadern,
Müsste man an einem Strang doch zieh'n.

Vom Herzinfarkt kann man nicht genesen,
Es komme, was immer kommen mag.
So viele Ängste sind vergessen schon gewesen,
Doch heute begleiten sie den Tag.

Die Träume sind zerschreddert und geschunden,
In der Ecke des Hofes längst verjährt:
Eine Fontäne alter Hoffnung, neue Wunden,
Ist alles, was sie noch immer nährt.

Wir fischen hier im Trüben lange schon
Und sterben ein Stückchen jedes Jahr,
Die Zeichen der Zeit sind nur noch Hohn,
Und eiskalt sträubt sich nicht nur das Haar.

(2008)

2008-06-01

mammon unser

Mammon unser im Beutel,
Geheiligt werde die Währung.
Dein Mehrwert komme,
Dein Profit geschehe,
Wie im Kaufhaus so an der Börse.
Unseren täglich Zins gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schulden,
Wie auch wir vergeben unseren Gläubigern.
Und führe uns nicht in den Bankrott,
Sondern erlöse uns von der Ethik.
Denn dein ist der Konsum und die Macht
Und die Liquidität trotz Inflation.
Amen.

(2008)