Es braucht nicht viel, (schrei!)
So nah am Ziel, (schrei!)
Ein kleiner Schritt, (schrei!)
Ich nehm' Dich mit. (schrei!)
Im Schatten der Seele, da lauert ein Ding,
Saugt sich an Dir fest, dringt in Deinen Kopf ein,
Ernährt sich, verzehrt sich, zerfrisst Dich, verschließt Dich,
Es raubt Dir die Ruhe und tötet Dich schließlich,
Drückt fester den Sarg in die Erde hinein.
Im Schatten der Seele, da lauert ein Ding,
Wenn Das Schweigen zu brechen misslingt.
Sei! (für die angst jetzt ein ewiges grab)
Frei! (der gedanke, lass nicht davon ab)
Schrei! (deinen geist in die tiefe hinab)
Es gibt einen Weg, der befreit von der Not,
Der sichtbar sich streckt und die Stille zerstört,
Der wahr ist, der klar ist, der schmal und auch schwer ist,
Der zeigt, dass auch Du tief im Herzen nicht leer bist,
Weil Dir dieser Traum doch schon lange gehört.
Es gibt einen Weg, der befreit von der Not,
Doch mit Schweigen ereilt Dich der Tod.
Sei! (nicht dein feind, der den glauben bezwingt)
Frei! (wenn der ruf in der seele erklingt)
Schrei! (dass das glas deines käfigs zerspringt)
Du stolperst noch taub durch die eisige Welt,
Doch spürst Du wie schon jener Wunsch in Dir bebt,
Zu springen, zu fallen, zu träumen, zu fliegen,
Im Kampf gegen Dich schließlich selbst zu obsiegen,
Weil jetzt in der Brust dieser Schrei erneut lebt.
Du stolperst noch taub durch die eisige Welt,
Bis das Schweigen Dich nicht länger hält.
Sei! (wie ein engel, mit flügeln bedacht)
Frei! (diese worte mit magischer macht)
Schrei! (deine sehnsucht hinaus in die nacht)
2007-08-30
(schrei!)
Labels: insektoid
2007-08-28
alice IV (schwarze schwingen)
eine seltene ruhe kehrt ein
und tränkt die flügel pechschwarztropfend
von meinem gesicht herab
sehe ich den abgrund
der silberne schlüssel, er passte ins schloss
ich setzte den fuß durch die tür in die tiefe
doch sie stand, noch immer ganz leise klopfend
da draußen, wo ich meine kräfte vergoss
der eine schritt ist getan
der zweite landet in endloser leere
und riechen die hände noch immer verbrannt
von des silberschlüssels glühender macht
starrt alice dort draußen gebannt
auf das türchen, hinein in die nacht
während brennend wie droben im nichts zwischen sternen
das blut in mir schwelt und mich tötet
eine seltene ruhe kehrt ein
und tränkt die flügel pechschwarztropfend
von meinem gesicht herab
sehe ich den abgrund
in der tür:
es ist still
zu still
um zu schweigen
mit den flügeln bedeck' ich die augen
mit dem mund spreche ich schon den zauber
mit den händen halt' ich sie noch einmal
mit den ohren erhöre ich leise
das echo von stein wiederhallend
und beginne, die nacht aufzusaugen
sie durchfließt mich, umhüllt mich
erfüllt mich, entblößt mich
dann streckt sie mich nieder
und so dröhnt wie lachen laut schallend
im fackelschein an alten mauern
ein leises flüstern berauschend im wind
meine hauchende stimme im nebel zerrinnt
und wühlt sich wie durch weiche federn
eine seltene ruhe kehrt ein
und tränkt die flügel pechschwarztropfend
von meinem gesicht herab
sehe ich den abgrund
durch die tür:
ich springe
ich falle
ich fliege
schon gleite ich lautlos hinein
die tür hinter mir steht noch offen
doch kann ich nicht harren
noch werde ich hoffen
um ein engel zu sein
muss man erst einmal sterben
eine seltene ruhe kehrt ein
und tränkt die flügel pechschwarztropfend
von meinem gesicht herab
sehe ich den abgrund
die tür ward geöffnet
ich schritt hindurch
alice blieb draußen
Labels: alice
2007-08-21
event horizon
down there in my own abyss,
where all paths clash together,
that's where i grab the feather,
and spill out silent words.
i look across the border:
the road to nowhere lies ahead,
upon which misty rain is shed,
and melting me away.
and through the wall behind i feel
this should have been the magic day,
but all the powers would decay
when memories start fading.
the taste of heaven on my tongue,
its unpresence my hell inside,
anticipating every night,
into what i must fall.
i'm falling into distant worlds,
into a deep and dying star,
desire a pulsating scar,
crushed on and out and down.
i want to feel no weight again,
instead i shape a purple band,
while entering the unknown land,
although i could get choked.
i know all this is just too real,
and yet it is so far away.
i beg you dream, please would you stay,
for i can't stand the void.
Labels: psychoactive
2007-08-19
anticipatio
Ein Lichtermeer aus Funken,
Fließt heiß um mich herum,
Und in die Glut gesunken,
Bleibt meine Kehle stumm.
Die Augen sind geschlossen,
Doch seh' ich Dich schon hier,
Gedanken sind vergossen,
Es tobt ein Schrei in mir.
Ich will gen Himmel brüllen,
Die Wolken sind schon nah.
Den Traum will ich erfüllen,
Ich weiß er wird bald wahr.
Labels: aus dem jenseits
2007-08-16
alice III (hands ablaze)
a fiery dream - say, can you see
the silver key - for you and me
it's been too long - thus shall it end
the silver key - so i've been sent
i'm touching you - where darkness ends
the silver key - with burning hands
you're finding me - look on the floor
the silver key - i am the door
go down the steps - from hand to hand
the silver key - to wonderland
out in the dark - unleash the heat
the silver key - there shall we meet
Labels: alice
2007-08-11
tausend schritte / unwirklichkeit
Ort den ich noch nie geseh'n;
Und tausendfach will ich Dich lernen,
Mit Dir durch alle Zeiten geh'n.
Wenn Du meine Gedanken füllst.
Vertrautheit wird so unwirklich,
Wenn Du mich in die Wärme hüllst.
Schritt einsam durch die dunkle Nacht,
Zum Greifen nah das Schicksal bald,
Das plötzlich Dich hat mir gebracht.
Was werden soll aus diesem Traum,
In Zweifeln bin ich oft gefangen,
Entkommen kann ich ihnen kaum.
Was mir durch meinen Kopf schon ging:
Gedanken, die den Schlaf mir rauben,
Wenn ich in Deinen Worten hing.
Wär' Dir der lange Weg zu weit?
Ist alles nur ein kleines Spiel?
Verschwende ich hier meine Zeit?
An dem sich alle Fäden finden.
Wenn dann das Hoffen wird zur Klarheit,
So will ich mich auf ewig binden.
Ich weiß, ich will den Fall riskieren.
Doch weißt Du, ob das für Dich wichtig,
Weißt Du, was Du nicht willst verlieren?
Es braucht nur Mut den Weg zu wählen,
Damit der Anfang ist getan,
Und auf der Herzen Kraft wir zählen.
Danach, was hier mit uns geschieht;
Ich könnt' damit das Glück vergellen,
Dass unser Traum ins Nichts entflieht.
Labels: aus dem jenseits
2007-08-09
farblos?
Wenn Du farblos bist, dann siehst Du nicht,
Das ist doch nur das Glas:
Mein Finger ist der Silberstreif,
Der den Kristall durchbricht,
Am Ende schließt sich doch der Kreis
Auf tränennassem Gras.
Wenn Du farblos bist, dann hör mir zu,
Lass alle Zweifel schweigen:
Vergiss der Menschen buntes Spiel,
Denn all das bist nicht Du,
Und sind wir beide erst am Ziel,
Wird sich die Farbe zeigen.
Wenn Du farblos bist, schau ich hinein,
Und blicke in die Augen:
Dort suche ich den tiefsten Grund,
Darinnen will ich sein,
Und ist auch Deine Seele wund
Werd ich den Schmerz aufsaugen.
Labels: aus dem jenseits
2007-08-08
schwerelos
Man sagt im freien Fall
Fühlt man die Schwere nicht.
Also bin ich gesprungen.
Schwerelos durchs Weltenall,
Tanzend durch das Sternenlicht,
Hab' ich dabei gesungen.
Ich bin ein Narr dies zu wagen.
Doch würd' ich es versäumen,
Ich wär' ein noch viel größ'rer Tor.
D'rum schweigen einmal nur die Fragen,
Und einmal will ich träumen.
Ich stelle mir die Zukunft vor.
In meinen Händen halte ich
Die Splitter meiner Seele.
Ich forme einen Stern.
Er leuchtet jetzt für Dich,
Weil ich Dich auserwähle.
Und doch bist Du so fern.
Heute schon um Mitternacht
Bringt Dir ein Engel dieses Licht
An Deinen fernen Ort.
Und ist die Botschaft überbracht,
Schick' ihn zurück, so zög're nicht -
Das Fernweh treibt mich fort.
Ich weiß im freien Fall
Spürt man die Schwere nicht.
D'rum will ich zu Dir fliegen.
Schwerelos durchs Weltenall,
Bring' ich Dir jetzt das Sternenlicht.
Schau! All das sollst du kriegen.
Labels: schwerelos
2007-08-07
alice II (tantalus)
Ein Schlüssel baumelt über mir,
Hängt viel zu hoch für meine Hand:
Ist das der Schlüssel zu der Tür,
Ist das der Weg ins Wunderland?
Ich bleib' wie angewurzelt stehen,
Betrachte stumm das Zauberding:
Kann ihn im Mondlicht funkeln sehen,
Den weit entfernten Schlüsselring!
Dann streck' ich aus den kurzen Arm
Um jenes Kleinod zu erreichen:
Umspült mit Licht die Augen warm,
Brennt in die Haut das eine Zeichen!
Das Zeichen, das da Zukunft heißt,
Als sanfter Stoß den Geist berührt,
Als Sehnsucht sich durch Knochen beißt,
Als Trunkenheit den Taumel führt!
Das Zeichen, das die Angst vernichtet,
Das fliegen lässt und stürzen macht,
Das graue Nebelschleier lichtet,
Sternschnuppen gleich in finst'rer Nacht!
Doch irgendwann schwelt eine Frage,
Sobald ich klaren Kopf gefasst:
Wenn ich zur Tür den Schlüssel trage,
Ob er auch in das Schloss reinpasst?
Labels: alice
2007-08-06
david gegen goliath
Es ist ein Kampf entbrannt
in dem Land,
das nicht erkannt
hat, dass sich Größe niemals über Macht bestimmen lässt,
und dass der wahre Sieger scheinbar nur Verlierer ist,
weil er sich misst
und nicht vergisst,
dass ein Parasit ihn auffrisst.
D'rum labt euch an dem Waffengang
und schaut euch das Spektakel an:
Mensch gegen...
Insekt!
Jetzt Gehörst Du Mir!
Insekt!
Du Ungetier!
Insekt!
Willst Du Mir Nicht Dienen?
Insekt!
Ich Mag Nur Honigbienen!
insekt!
hab keine angst vor dir!
insekt!
bist nicht mehr lange hier!
insekt!
du erkennst noch nicht!
insekt!
dass deine welt zerbricht!
Das Kleine hält mühsam dagegen,
unterlegen,
doch verwegen
kämpft es tapfer, wehrt sich kühn und standhaft
beißt und sticht es, zuckt auch krampfhaft,
doch der Mensch schafft,
dass Lebenssaft
fließt ob der geballten Kampfkraft!
Nun hebt er seinen Stiefel an,
im Kampf der Kämpfe spricht er dann:
Du Bist Ein...
Insekt!
Ich Zertrete Dich!
Insekt!
Wie Jämmerlich!
Insekt!
Blutest Du Schon?
Insekt!
Dein Leben Blanker Hohn!
tritt drauf!
Es Zappelt Noch!
schlag zu!
Du Willst Es Doch!
tod mir!
Der Du Schwächlich Bist!
mein blut!
Hab Ich Sehr Vermisst!
Als das Insekt in den letzten Atemzügen,
keuchend, kraftlos, leer, am Boden lag,
hob er es auf und nahm es in die mächtige Hand
und drückte zu.
Er zerqueschte es in seiner Faust;
das Blut quoll zwischen den Fingern hervor
und lief seinen Arm hinab.
Auf einmal wurde er ganz blass
und ließ sich langsam zu Boden sinken:
Das Blut war sein eigenes gewesen.
Und im Angesicht seines nahenden Todes hörte er
tief in seinem tauben Ohr eine Stimme,
die ihm zuflüsterte:
ich bin ein...
Insekt!
mein blut in deinen adern!
Insekt!
sollst mit dem schicksal hadern!
Insekt!
dein leben ausgehaucht!
Insekt!
ich hab dich nie gebraucht!
Labels: insektoid
2007-08-04
sturz in geschichte
Die Tage sind kalt und die Nächte sind schwer,
Der Körper wird alt und der Geist ist so leer.
Die Füße sind lahm und die Hände sind krumm,
Gedanken im Wahn und die Worte so stumm.
Ich schreie so laut, keiner merkt meine Not,
Die Mauern gebaut und die Hoffnung ist tot.
Ich stürze in die Zeit hinein,
Die Nacht soll nie zu Ende sein.
Geschichte türmt sich um mich hoch,
Entflieht mir in ein schwarzes Loch.
Die Blicke sind streng und die Wege sind hohl,
Die Kreise sind eng doch sie drehen sich wohl.
Die Wände sind grau und die Straße nicht weit,
Die Träume so lau und von Leben befreit.
Die Qualen ein Graus, weit entfernt jedes Glück,
Das Leben ist aus, denn es gibt kein zurück.
Ich stürze in die Zeit hinab,
Schon tanze ich auf meinem Grab.
Geschichte türmt sich um mich auf,
Ertränkt mich in des Lebens Lauf.
Ich schaue mich an und ich fühle die Kraft,
Die Jahre vertan, doch bald ist es geschafft.
Die Gitter sind stark und die Steine sind wahr,
Der Kerker ist karg, doch der Ausbruch ist nah.
Der Graben ist tief und der Turm ist zu groß,
Die Kette hängt schief, denn ich reiße mich los.
Der Stahl bricht die Hand und das Blut, es ist echt,
Den Kopf durch die Wand, doch es hat sich gerächt.
Im Taumel gestürzt - den Versuch war es wert.
Die Strafe verkürzt - doch das Ende verkehrt.
Ich stürze an der Zeit vorbei,
Im Tode bin ich endlich frei.
Geschichte hat sich aufgetürmt,
In Freiheit durch die Nacht gestürmt.
Labels: winterherz
2007-08-02
eisplanet (shikata ga nai)
wir müssen sofort landen!
sie wollen das unmöglich tun...
keine widerrede!
aber sir, das wäre ihr tod...
ich fürchte ihn nicht!
dort unten lauert schlimmeres...
achja, und was soll das sein?
Komm zu mir!
Durch das weite Fenster heischend:
Komm zu mir!
Lautlos durch das Weltall gleitend:
Komm zu mir!
In dem Kopf die Stimme kreischend:
Komm zu mir!
Rastlos durch die Hallen schreitend:
Komm zu mir!
sir, alles ist vorbereitet...
beginnen sie die prozedur!
wollen sie es sich nicht nochmal...
auf keinen fall!
ich hab' ein ganz mieses gefühl dabei...
ich habe keine angst!
aber ich...
Tick. Tack.
Bald erfüllt er seinen Schwur:
Tick. Tack.
Schwere Stiefel, kalter Stahl:
Tick. Tack.
Wie die Zeiger auf der Uhr:
Tick. Tack.
Dieser Weg lässt keine Wahl:
Tick. Tack.
was gibt es, sir...
wie ist der status?
wir sind gleich in reichweite...
ausgezeichnet, beginnen sie!
sir, wenn sie auf den planeten schießen...
es gibt keine alternative!
das ist doch wahnsinn...
Bald schon. Bald.
Er schreitet durch die Gänge:
Bald schon. Bald.
Quietschend öffnet sich die Tür:
Bald schon. Bald.
Jetzt fallen alle Zwänge:
Bald schon. Bald.
Denn ein Leben endet hier:
Bald schon. Bald.
machen sie schon!
sitzt der gurt auch nicht zu eng...
seien sie nicht so zimperlich!
alles ist angeschlossen...
ausgezeichnet! die zeit ist gekommen!
ich warte nur auf ihren befehl...
drei, zwei, eins!
FEUER!
Tief im Weltall Blut vergossen:
FEUER!
An der langen Reise Ziel:
FEUER!
Auf den Eisplanet geschossen:
FEUER!
Und sein Herz das Projektil:
FEUER!
Labels: winterherz
2007-07-28
insektoid
Die Zeit ist da, sie sind schon hier,
Sind tief im Schatten hinter Dir,
Kannst sie nicht seh'n, kannst sie nicht tasten,
D'rum wird Dein Herzschlag heut' nicht rasten.
Langsam aber sicher
Erhebt sich in der Ecke,
Wie irre, mit Gekicher,
Die kleine schwarze Zecke,
Sie saugt Dich aus,
Sie frisst Dich auf,
Folgt Deiner Schritte schnellen Lauf,
Und wartet hinter jedem Haus.
Die Zeit ist da, es ist gescheh'n,
Du kannst sie um Dich kriechen seh'n,
In Deinem Kopf, unter der Haut:
Sie haben schon ihr Nest gebaut.
Eine Haut aus Stahl,
Tod in Überzahl.
Zwei gebrochene Fühler,
Sei jetzt des Narren Schüler.
Drei Teile Schmerz,
Und Licht, wie Gift durchfährt's.
Sechs Schritte Freiheit,
Beweist Dir Deine Torheit.
Tausend Blicke Nacht,
Wie Feuer Dich entfacht.
Im klaren Stein nun eingeschlossen,
In einen Block hineingegossen,
Harrst Du der Dinge, die da kommen,
Denn Dich habe ich mitgenommen.
Von allen Wesen dieser Welt,
Hab' ich Dich endlich auserwählt,
Mich zu begleiten immerfort,
Komm mit mir, an den dunklen Ort.
Eine Haut aus Stahl,
Du hast keine Wahl.
Zwei gebrochene Fühler,
Die Tage werden kühler.
Drei Teile Schmerz,
Umschließ' ihn tief im Herz.
Sechs Schritte Freiheit,
Sie führen in die Klarheit.
Tausend Blicke Nacht,
Aus Alpträumen gemacht.
Labels: insektoid
2007-07-27
séance
sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie lachen kinder?
sag mir...
So, wie Du lachtest
Bis Du schließlich in den Abgrund fielst.
So, wie Du lebtest
Bevor Deine Zeit zu Ende ging.
So, wie Du träumtest
Bis Du Scherben in den Händen hieltst.
So, wie der Henker
Als Dein Leib leblos am Baume hing.
sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie leuchten augen?
sag mir...
So, wie die Sonne
Welche Du schon lange nicht mehr kennst.
So, wie die Sterne
Die mit Kälte Dich nun überziehen.
So, wie das Feuer
Wo Du langsam jeden Tag verbrennst.
So, wie der Schnee
In dem Geister vor den Spuren fliehen.
sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie leben menschen?
sag mir...
So, wie die Schatten
Die über Leere niemals siegen.
So, wie im Wahnsinn
Narren nur den Thron beneiden.
So, wie Insekten
Die tollkühn, stumm ins Licht stets fliegen.
So, wie die Engel
Die sich die Flügel selbst abschneiden.
sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie fühlt sich haut an?
sag mir...
So, wie das Glas
Das stumm Dir Deinen Namen nennt.
So, wie der Stein
Der Deine Seele sanft umhüllt.
So, wie Papier
Das weich ist, doch Dein Fleisch zertrennt.
So, wie das Wasser
Das kalt den toten Leib umspült.
sag mir, sag mir, sag mir!
sag mir: wie schmecken küsse?
sag mir...
So, wie Kinder lachen.
So, wie Augen leuchten.
So, wie Menschen leben.
So, wie Deine Haut.
Labels: aus dem jenseits
2007-07-24
die herrin der tiefe
Erdrückt, zerschlagen und verloren,
Aus Tristheit in der Nacht geboren,
Lebte blind und ungeseh'n,
Bebend schwach und gläsern schön,
Die kleine bleiche schwarze Fee,
Im Grunde, tief im grauen See.
In ihrer Hand begraben war
Ein Silberschwert gar wunderbar.
Die Herrin aus der Tiefe,
Ihr Reich der See, so schwarz und kalt,
Oh, Herrin aus der Tiefe,
So gleißend schön und doch uralt.
Ich tauch' hinab im Dunkeln!
Seh' dort die Klinge funkeln!
Die Herrin aus der Tiefe,
Wär' ohne mich ertrunken,
Oh, Herrin aus der Tiefe,
Hinab zum Grund gesunken.
So schwer wie Stein konnt' sie nicht schwimmen,
Erst Recht die Böschung nicht erklimmen,
D'rum musste ich sie lange tragen,
Konnt' nie ihr Wesen hinterfragen.
Und als sie dann am Ufer stand,
Hielt sie den Stachel in der Hand:
In meine Brust gerammt sie hat
Das Silberschwert als letzte Tat.
Die Herrin aus der Tiefe,
Ihr Reich der See, so schwarz und kalt,
Oh, Herrin aus der Tiefe,
So gleißend schön und doch uralt.
Wesen aus der Nacht!
Nun ist es vollbracht!
Die Herrin aus der Tiefe,
Wär' ohne mich ertrunken,
Oh, Herrin aus der Tiefe,
Hinab zum Grund gesunken.
Labels: winterherz
2007-07-23
tanz der irrlichter
Eine Lichtung zwischen Bäumen,
Ein Gefäß für Dunkelheit,
Guter Zeitpunkt, um zu träumen,
Und ein Weg in Einsamkeit.
Zwischen Tag und Nacht gefangen,
Tief im Kopf dreht sich die Welt,
Da erhört plötzlich mein Bangen
Ein Irrlicht, das kaum auffällt.
Und aus Einem werden Tausend,
Schwärmend hell um mich herum,
Engelszungen, so berauschend,
Machen die Gedanken stumm.
Erhör' ihr Locken!
Sie rufen Dich!
Heb' Deinen Blick!
Die Irrlichter tanzen heut' Nacht!
Und sie tanzen nur für mich,
Voll Verzückung und Schmerz
Zerreissen sie mein Herz,
Denn ich folge ihrem Licht.
Die Irrlichter sterben heut' Nacht!
Und sie sterben nur für mich,
Drehen schnell ihre Kreise
Und umgarnen mich leise,
Doch berühr'n kann ich sie nicht.
Freudentaumel ob der Torheit
Macht das Herz mir schwebend leicht.
Und im Schimmerwahn, voll Klarheit,
Scheint der Reise Ziel erreicht.
Will mich drehend auch einstimmen
In den Lichterwirbeltanz,
Ich will durch die Lüfte schwimmen,
Denn im Traum zerfließ' ich ganz.
Lasse meine Blicke schweifen,
Meine Arme streck' ich aus:
Meine Fingerspitzen streifen
Meiner Sehnsucht Augenschmaus.
Du kannst sie spüren!
Sie sind so nah!
Die Hand streck aus!
Die Irrlichter tanzen heut' Nacht!
Und sie tanzen nur für mich,
Voll Verzückung und Schmerz
Zerreissen sie mein Herz,
Denn ich folge ihrem Licht.
Die Irrlichter sterben heut' Nacht!
Und sie sterben nur für mich,
Drehen schnell ihre Kreise
Und umgarnen mich leise,
Doch berühr'n kann ich sie nicht.
Fast schon hätte ich gewonnen,
Wähnte mich dem Lichte nah,
Da ist alles schnell zerronnen,
Schmerzhaft schön und sonderbar.
Aus, der bunte Farbenreigen,
Aus, der stille Funkenflug.
In der Nacht hört man das Schweigen:
War der Tanz denn nicht genug?
Auf der Lichtung zwischen Bäumen,
Kehrt zurück die Dunkelheit,
Schlechter Zeitpunkt, jetzt zu träumen,
Denn der Weg ist Einsamkeit.
Das Trugbild quält Dich!
Erst sind sie hier!
Dann plötzlich fort!
Die Irrlichter tanzten heut' Nacht!
Und sie tanzten nur für mich,
Voll Verzückung und Schmerz
Zerrissen sie mein Herz,
Denn ich folgte ihrem Licht.
Die Irrlichter starben heut' Nacht!
Und sie starben nur für mich,
Drehten schnell ihre Kreise
Und umgarnten mich leise,
Doch berühr'n konnt' ich sie nicht.
Labels: memento mori
2007-07-20
stille
Das Wasser tropft hinab
Von regennassem Haar,
Verschwindet in der Nacht,
So still und sonderbar.
Und leise, lautlos, sacht
Trägt Dich der Füße Trab.
Im Mondendämmerschein
Beginnt nun eine Reise,
An einen fernen Ort.
D'rum wanderst Du, ganz leise,
Von Deinen Trümmern fort.
Doch spürst Du stets die Kälte,
Die tief in Dich eindringt,
Und Dich zu Boden wirft,
Wenn kein Lied mehr erklingt.
Dann stehst Du langsam auf,
Tausendmal immer wieder,
Der Weg muss weitergeh'n.
Im Taumel sagst Du dann
Das allerletzte Wort.
Denn jetzt ist es still.
Labels: aus dem jenseits
2007-07-12
alice I (scherben)
blinder taumel durch das nichts
stille schritte, stumme schreie
schwankend zwischen tod und leben
zwischen wahnsinn und verzweiflung
unsichtbar, doch immer da
ich sehe nicht den weg im dunkel,
ich kenne nur das ziel!
zurück
hinauf zu den wolken
entkommen
der leere, die mich sanft erdrückt
hinfort
aus diesem dasein, das nicht leben ist
alles zerfließt um mich herum
fern und nah, gelogen und wahr
ich kann mich selbst beobachten
wie ich suchend, tag um tag
durch scherben wander, ohne ruh'
irgendwo da draußen,
irgendwo endet dieser weg!
zurück
geworfen in dem lauf der zeit
entkommen
dem sog, der in die tiefe reißt
hinfort
aus schwarzer schattennacht
ich stehe neben mir, verzweifle stumm
liege im regen auf kaltem stein
halt mich an gras fest, reiß es aus
folge jedem hoffnungsschimmer
und laufe gegen wände
am ende aller träume angelangt,
am ende breche ich entzwei!
zurück
aus dem tod ins leben gehen
entkommen
den fesseln der bedeutungslosigkeit
hinfort
endlich wieder sein
ich kenne diesen einen weg
der mich hinausführt und befreit
doch die tür dorthin ist mir versperrt
öffnen muss sie jemand anders
hindurchgehen muss ich selbst
wer findet den schlüssel zu der tür,
wer sucht den weg ins wunderland?
Labels: alice
2007-07-07
dies ist wahnsinn
zwangsjacke, pille, irrenhaus!
verrückte sperrt man vom leben aus!
sie schaufeln unsrer welt ein grab!
drum schneidet ihre zungen ab!
wir müssen ihren willen brechen!
sonst beginnen sie zu sprechen!
... denn ich sage euch: dies ist wahnsinn:
wenn selbstzerstörung anklang findet,
blanker hass uns aneinander bindet,
wenn stetes schweigen uns begleitet
die angst den weg uns immer leitet,
wenn die hoffnung jäh im licht zerrinnt
und narren plötzlich götter sind!
zwangsjacke, pille, irrenhaus!
verrückte sperrt man vom leben aus!
sie schaufeln unsrer welt ein grab!
drum schneidet ihre zungen ab!
wir müssen ihren willen brechen!
sonst beginnen sie zu sprechen!
... und ich sage euch: dies ist wahnsinn:
wenn menschen nur noch lügen glauben,
uns auch des letzten hemds berauben,
wenn ein könig um armut betteln muss,
das leid der andern ein genuss,
wenn die welt erzittert vor einem kind
und narren plötzlich götter sind!
zwangsjacke, pille, irrenhaus!
verrückte sperrt man vom leben aus!
sie schaufeln unsrer welt ein grab!
drum schneidet ihre zungen ab!
wir müssen ihren willen brechen!
sonst beginnen sie zu sprechen!
... ja, ich sage euch: dies ist wahnsinn:
wenn sich täter rühmlich opfer nennen,
der stille wert wir nicht erkennen,
das denken nur noch ist ein graus,
wir uns laben am eignen leichenschmaus,
wenn ekel beweis ist, dass man spinnt
und narren plötzlich götter sind!
zwangsjacke, pille, irrenhaus!
verrückte sperrt man vom leben aus!
sie schaufeln unsrer welt ein grab!
drum schneidet ihre zungen ab!
wir müssen ihren willen brechen!
sonst beginnen sie zu sprechen!
... denn nun heißt es: folgt dem wahnsinn,
der angst und furcht in uns zerstört,
mit jedem kuss dich neu betört,
dessen gott in einem spiegel lebt,
den mensch zum adel neu erhebt,
die herrschaft deines selbst beginnt
weil narren nunmal götter sind!
Labels: insektoid
2007-07-05
kometensturm
Noch sitz' ich hier in meinem Turm.
Doch dorthin, weit, an fernen Ort
Ein Traum mich zieht - will weg hier, fort:
Dies ist die Ruhe vor dem Sturm!
Ich träume von dem roten Mond,
Es wälzt sich stets dieser Gedanke:
Ob Zweifel oder Mut - ich schwanke!
Doch weiß ich, dass das Ziel sich lohnt!
Die Sonne, sie liegt hinter mir,
Ich schau' nach vorn, da lacht mich an
Der Mond, will nur noch sein fortan
Im Glutenschimmer, nah bei Dir!
Des Sturmes Macht bringt mich zu Fall!
Und in der brausenden Gewalt,
Ein heller Blitz bekommt Gestalt -
Ein Funke, gar ein großer Knall!
Die Wendung in des Lebens Lauf
Wie Feuersturm mich überrascht,
In Dich schon einen Blick erhascht,
Ich nähm' dafür alles in Kauf!
So mächtig ist die heiße Glut,
Ob sie mich zu zerstören droht?
Nein - denn Kometen, scharlachrot,
Sie flüstern mir: Der Sturm ist gut!
All das, was Hoffnung, Sehnsucht, Nähe,
Was Leben, Lieben, Lachen heißt,
Verlangt, dass Du, oh Mond, nun weißt,
Dass ich in Dir die Zukunft sehe!
Was wär', wenn ich es einfach wage,
Den freien Fall im schnellen Lauf -
Fängst Du mich vor dem Aufprall auf?
Mich plagt die eine, große Frage!
So Du, oh Mond, gewähren lässt,
Dass das, was in mir plötzlich schwingt,
Und tobt, und lodert, überspringt,
Siehst Du, dass es den Weg wert ist!
D'rum würd' ich schweben gern im Wind,
Getragen von der Hoffnung Schwinge,
Dass ich, so ich den Mut aufbringe,
Den Weg zu Deinem Herzen find'!
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