2008-05-16

am schlachtfeld

Ein Kind steht in nassen Wiesen,
Die nackten Füße waten durch Blut.
So wie dort die Leiber zerfließen
Zersetzt sich auch heimlich sein Mut.

Tränen rollen hinab auf das Glas
Des Bildrahmens in seiner zitternden Hand.
Es weint um den Vater, der es vergaß,
Weint auch um Brüder, sich um den Verstand.

So steht es dort oben am Hügel,
Und blickt schluchzend hinab auf das Schlachtfeld.
Es wünscht sich so sehr ein Paar Flügel,
Um zu entkommen aus seiner Albtraumwelt.

Wenn die dumpfen Kanonen im Raureif erfrieren,
Heulen Sirenen noch immer ganz schrill,
Wie Kinder, die ihre Mutter verlieren.
In den Nächten jedoch wird es still.

Dann heulen nur noch die Wölfe,
Und Ratten ertrinken in blutroten Pfützen.

Und verzweifelt versuchen Soldaten
Im Graben am Schlachtfeld zu schlafen.

Dieweil die Huren bei den Generälen,
Erkennt es darunter die Schwester.

Wut erfasst jetzt das Kind,
Stemmt sich gegen den Wind,
Und ergreift eines Toten Gewehr!

Festen Schrittes hinab,
In das sichere Grab,
Doch das Herz ist nicht schwer!

Einundvierzig schnelle Schritte,
Keiner da es zu halten,
Erreichte es das Lager
Des hochdekorierten Fremden.
Schattenhaft flackerten die zwei Leiber
An der Wand jenes Zeltes im Schein einer Kerze,
Wo Schluchzen und Schläge sich mischten.

Die Ohren noch taub von dem einzigen Schuss,
Seine allerletzte Hoffnung erlischt,
Als es drinnen mitanseh'n muss,
Dass es nur die Schwester erwischt.

(2008)

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