2008-05-23

sonnenfinsternis

Der Sonne Glut erloschen scheint,
Doch hoffst Du, dass sie weiter strahlt,
Der Zukunft Bild in Dein Herz malt.
Auch wenn sie ihre Kraft verneint,
Und Deine Welt in Dunkel hüllt,
Wünschst Du, dass sie doch umkehrt bald,
Und merkt, dass sie es stets gefühlt.

Die Kälte greift nun auch nach Dir,
Die Leere, Stille, Angst, sind da -
Wann endlich, wann sieht sie nur klar?
Der Schatten verweilt weiter hier.
Erinnerung an lichte Tage -
Denkst an ihr Antlitz, wunderbar -
Sie schüren quälend eine Frage!

Warum nur, musste dies gescheh'n,
Ganz ohne Zeichen, ohne Wort,
Warum nur ist die Sonne fort?
Du willst sie endlich wiederseh'n,
Der Finsternis schon bald entkommen;
Es war so schön im Licht zu steh'n,
Nun macht die Schwärze Dich benommen!

(2007)

2008-05-16

am schlachtfeld

Ein Kind steht in nassen Wiesen,
Die nackten Füße waten durch Blut.
So wie dort die Leiber zerfließen
Zersetzt sich auch heimlich sein Mut.

Tränen rollen hinab auf das Glas
Des Bildrahmens in seiner zitternden Hand.
Es weint um den Vater, der es vergaß,
Weint auch um Brüder, sich um den Verstand.

So steht es dort oben am Hügel,
Und blickt schluchzend hinab auf das Schlachtfeld.
Es wünscht sich so sehr ein Paar Flügel,
Um zu entkommen aus seiner Albtraumwelt.

Wenn die dumpfen Kanonen im Raureif erfrieren,
Heulen Sirenen noch immer ganz schrill,
Wie Kinder, die ihre Mutter verlieren.
In den Nächten jedoch wird es still.

Dann heulen nur noch die Wölfe,
Und Ratten ertrinken in blutroten Pfützen.

Und verzweifelt versuchen Soldaten
Im Graben am Schlachtfeld zu schlafen.

Dieweil die Huren bei den Generälen,
Erkennt es darunter die Schwester.

Wut erfasst jetzt das Kind,
Stemmt sich gegen den Wind,
Und ergreift eines Toten Gewehr!

Festen Schrittes hinab,
In das sichere Grab,
Doch das Herz ist nicht schwer!

Einundvierzig schnelle Schritte,
Keiner da es zu halten,
Erreichte es das Lager
Des hochdekorierten Fremden.
Schattenhaft flackerten die zwei Leiber
An der Wand jenes Zeltes im Schein einer Kerze,
Wo Schluchzen und Schläge sich mischten.

Die Ohren noch taub von dem einzigen Schuss,
Seine allerletzte Hoffnung erlischt,
Als es drinnen mitanseh'n muss,
Dass es nur die Schwester erwischt.

(2008)

2008-05-09

stahlneurose II

Am Stein musste man ihn erst wetzen,
Um Brüder zu Tode zu hetzen.
Mit Krieg überzog er die Lande,
Zu neuern des Ewigen Schande.
Einst hatte der Mensch keine Wahl,
Erfand sich den blutenden Stahl.
Und neulich, da wollt' ich ihn nutzen,
Den Makel ein wenig zu stutzen.

Bald sah man die blitzende Klinge,
Sie durchstach die Wahrheit ganz sacht,
Und tauchte die Lüge ins Rot.
Bald sah man die singende Kugel,
Sie stillte den Hunger nach Macht,
Und heilte die Angst vor dem Tod.

Und ich träumte einen Traum,
Dort hing mein Leib an einem Baum.
Verzückung legte sich aufs Land,
Weil ich nach Hause fand.
Es drehten Uhren sich,
Als auch der Geist verblich.
Und ich, der Narr, umtanzte feist,
Freudig meinen Todeskreis.

Bald sah man die blitzende Klinge,
Sie durchstach die Wahrheit ganz sacht,
Und tauchte die Lüge ins Rot.
Bald sah man die singende Kugel,
Sie stillte den Hunger nach Macht,
Und heilte die Angst vor dem Tod.

Einst legte ich mich in das Gras,
Und atmete splitterndes Glas.
Inmitten von singenden Tieren,
Dort wollte ich einfach krepieren.
Trotz allem Bangen und Flehen
Ist nichts, was ich wünschte, geschehen.
Man müsste den Narr einfach meiden,
Nicht einmal der Tod wollt' ihn leiden.

Bald sah man die blitzende Klinge,
Sie durchstach die Träume ganz sacht,
Und tauchte den Morgen ins Rot.
Bald sah man die singende Kugel,
Sie stillte die Angst vor der Macht,
Und heilte die Hoffnung vom Tod.

(2008)