2007-11-30

winterherz

Fußspuren im Glanz einer beißenden Gischt
Aus kaltem Samt umfließt ein Gesicht:
Langsam, unaufhaltsam, unerhörbar
Streckt der Winter Welten nieder.
Stachel brechen durch altes Haar,
Und ein letztes Mal erbeben die Rippen,
Dann schweigen sie wieder.
Doch blutlos ergießt sich der Kopf,
Und dann, kurz vor dem Ende, tropft
Ein letztes Wort von den Lippen.

Und leise senkt sich der Himmel herab,
Bedeckt einen Träumer mit eisigem Schweigen,
Sanft peitscht die Erinnerung Applaus,
Schwache Lichter hinter dumpfen Scheiben,
Lachen ihn seit jenem Tage nur aus.
Das Herz, es ist das kälteste Grab.

Am Ende bleibt nur ein schwächliches Pochen,
Es dringt hinauf bis an ein Ohr,
Ein schriller Schmerz durchfährt die Knochen,
Erstickt durch einen Krähenchor.
Schon woll'n sich Nacht und Geist vereinen,
Und unter bebendem Verlangen
Erstürmt mit letzter Kraft die Luft
Die linke Hand das harte Leinen,
Und reißt vom Leib das falsche Bangen,
Und dringt in eine dunkle Kluft.

Und leise senkt sich der Himmel herab,
Bedeckt einen Träumer mit eisigem Schweigen,
Sanft peitscht die Erinnerung Applaus,
Schwache Lichter hinter dumpfen Scheiben,
Lachen ihn seit jenem Tage nur aus.
Das Herz, es ist das kälteste Grab.

Mit klammen, eisverkrusteten Fingern
Ergreift das Gebilde ein alternder Tor,
Ein schwarzverbranntes unförmiges Etwas:
Momente, die um Worte ringen,
Brechen unter der Schale hervor.
Die Ahnung lässt die Zeit selbst fliehen,
Weil schwach noch zitternd jetzt das
Ding in tausend Scherben bricht.
Darauf erstirbt der letzte Mut,
Denn während Wolken sich verziehen
Gelangt in jener Nacht ans Licht
Ein Klumpen aus gefror'nem Blut.

Und leise senkt sich der Himmel herab,
Bedeckt einen Träumer mit eisigem Schweigen,
Sanft peitscht die Erinnerung Applaus,
Schwache Lichter hinter dumpfen Scheiben,
Lachen ihn seit jenem Tage nur aus.
Das Herz, es ist das kälteste Grab.

(2007)

2007-11-20

sternensplitter

Ich schau hinauf in finst'rer Nacht,
Am Sternenhimmel suchend
Nach einem Ende meiner Qual,
Mein Dasein stumm verfluchend,
Das mir die Leere hat gebracht.

Zähle die Punkte in der Ferne,
Und sehe sie dort oben schweben:
Haben Sterne eine Wahl?
Ich kroch hinein in dieses Leben,
Entfliehen würd ich jetzt zu gerne.

Welch Narrenspiel die Menschenwelt,
Verheißend, lockend, wunderschön!
Doch plötzlich dann mit einem Mal,
Kann man das Licht entschwinden seh'n;
Plötzlich ist die Zukunft vergellt.

In kalter Starre wandert Ihr,
In Eurer tristen Welt umher,
Die Euch um jenen Traum bestahl:
Vergebung fällt Euch gar so schwer,
Und Hoffnung seht Ihr keine hier.

So schau' ich mir das Schauspiel an,
Such' nach der Lücke, wo ich frei
Von all den Lügen ohne Zahl
Nicht täglich breche mehr entzwei,
Wo weiter ich ich selbst sein kann.

(2007)

2007-11-08

ode an die kerze

Sag, wieviele Menschenkinder
Verdanken Dir ihr Leben,
Und wieviele kluge Bücher,
Würd' es ohne Dich nicht geben?

In diesem Augenblick jedoch
Sind mir alle Fragen gleich,
In diesem Moment schaffst Du
Nur für mich das Himmelreich.

Wieviele Wege fand man nur
Dank Deines sternengleichen Lichts.
Und wieviele Stunden trugst Du schon
Die Wärme in das dunkle Nichts?

In diesem Augenblick jedoch
Sind uns alle Fragen gleich,
In diesem Moment schaffst Du
Nur für uns das Himmelreich.
In Deiner Glut erbeben
Gedankenbilder farbenfroh,
In Deinem Licht erstrahlen
Die beiden Herzen lichterloh.

(2007)

2007-11-05

freeway abstract

You always told me to stay off the freeway.
You said it was suicide.

Running feet and rushing wheels,
Rolling heads and breaking heels,
Whirring glass and breaking steel,
Stirring blood will make you feel:
CONCRETE!

You always told me to stay off the freeway.
You said it was suicide.

They cannot see reality:
CONCRETE!

The avalanche of iron arts,
Collection of their icy hearts:
CONCRETE!

Smell the gleaming rubber feet
Of their shiny metal steed,
At this insane, deadly speed:
CONCRETE!

They'll end the race when death will call
With stunning rage inside them all
A blinded mind against the wall,
The reaper, he is grim and tall:
CONCRETE!

You always told me to stay off the freeway.
You said it was suicide.

(2007)

2007-11-03

dein!

Doch wenn Du da bist,
Werde ich stark.

Ich bin ein Magier,
Von unglaublicher Macht.
Ich zünde Deine Träume an,
Du hast mich auch entfacht.
Ich spreche Zaubersprüche,
In Deinen Kopf hinein.
Ich lasse Sterne bluten,
Was übrig bleibt, sei Dein.

Ich bin stark.
Doch wenn Du da bist,
Werde ich schwach.

Ich bin kein Magier,
Bin nur ein alter Geist,
Der in dem Leib gefangen,
Die Menschenwelt bereist.
In meinem Kopf die Schreie,
Du machst sie wieder stumm,
Erfüllst die Fieberträume,
Und spukst in mir herum.

Ich bin schwach.

(2007)

2007-11-02

zehnfünfzehn

fünfzehn und drei, das war ich,
als ich meinen thron bestieg,
fünfzehn und sechs erhob sich
dieser eine augenblick.

ja ich herrschte über mein reich,
mit der starken, heißen hand,
und der abgrund, der war mir gleich,
jenes tote, kalte land.
doch die wolken sind vergänglich,
und so stürzte ich hinab,
aus den träumen, überschwenglich,
in das stumme weltengrab.

fünfzehn und vier geschah es
in die tiefe stieß sie mich voll kraft,
fünfzehn und sieben, nach hades
hat mich bleierne schwere geschafft.

und wie tränen fielen sterne,
schlugen löcher in die zeit,
helle lichter in der ferne,
trugen meinen flug nicht weit.
und ich fiel in diese kälte,
meine schwingen blankgestutzt,
als ich auf dem grund zerschellte,
waren sie schon schwarzverrußt.

fünfzehn und neun im einklang
mit der nacht an dunklem ort.
fünfzehn und zwölf, am anfang
stand ein zartes, schwaches wort.

in das leere nichts geflossen,
das gesicht unter der hand,
tausend bäche schon vergossen,
machten harten stein zu sand.
denn im todestraum zusammen
umfing dieses wesen mich,
und es machte mit den flammen,
dass dem herz der frost entwich.

fünfzehn und acht aus asche,
in dem feuer schmilzt der stein.
denn zehnfünfzehn, da wasche
von den zweifeln ich mich rein.

(2007)