2007-06-30

bergauf ins tal

Die Nacht war plötzlich eingebrochen,
Ein Messer in Dein Herz gestochen,
Die Sonne ward Dir auch verschwunden,
Hast Du doch neue Kraft gefunden.

Der Fluß nun auch vertrocknet ist,
Doch hast die Sonne Du vermisst,
Bis dass Du dann den Mond geseh'n,
Willst nun im Mondlicht ewig geh'n.

Der Wandel, ach so unerklärlich,
Die Nacht, sie ist nun so begehrlich,
Die Tränen sollten Bäche werden,
Doch siehst Du neues Licht auf Erden.

So schaust Du nun gen Himmel auf:
Gar seltsam ist des Lebens Lauf!
Dort wo die Sonne einst gebrannt,
Zeigt Dir der Mond ein neues Land!

Ein neuer Fluß, ein neues Leben,
Der Mond konnte Dir wiedergeben,
Was ehedem die Sonne nahm,
So eilst Du nun den Weg entlang.

Der alte Berg liegt hinter Dir,
Der Mond, er weist den Weg nun hier,
Bergauf auf ins Tal, zu neuen Höh'n,
Du hast das Licht erneut geseh'n!

So folgst Du nun des Pfades Lauf,
Der Blick schweift stets zum Himmel auf,
Wo Sterne Deine Blicke lenken:
Willst an den Mond jetzt nur noch denken.

(2007)

2007-06-29

horizonte

Beseelt noch von des Mondes Macht,
Erinnernd, was die Sonn' ausmacht',
Bestärkt von neuer Hoffnung Schein -
Im Schatten willst Du nicht mehr sein.

Mit bloßen Füßen und auch Händen,
Den Berg erstürmen, Schicksal wenden!
Du kämpfst Dich vorwärts, Stück um Stück,
Denn auf dem Gipfel liegt Dein Glück!

Erst schwankt der Schritt, der Weg ist steil,
Du findest Halt nach einer Weil'.
Dann, wie von Geisterhand erhoben,
Stehst Du schon auf der Kuppe oben:

Der Horizont - Du kannst ihn seh'n,
So schön, so klar,
So fern, so nah,
So warm, so kalt -
Erhört Dich bald:
Komm weiter, bleib jetzt bloß nicht steh'n.

Die Nacht steht kalt noch über Dir,
Doch schwindet ihre Macht schon hier,
Als Du erblickst den fernen Schimmer;
Ein kleiner Lichtblitz siegt doch immer!

Am weiten, fernen Horizont,
Da leuchtet auf, so ungewohnt,
Ein schwacher Schein, ein Lichtlein gar,
So glitzernd, strahlend, wunderbar:

Beim Horizont - wo Zeit gerinnt,
So schön, so klar,
So fern, so nah,
So warm, so kalt -
Erhört Dich bald:
Der neue Tag für Dich beginnt.

Ein klitzeblitzend Funkellicht
Blinkt auf und sucht, d'rum wehr' Dich nicht.
Ein leuchtelachend Dämmerschein
Zieht bald in Deine Zukunft ein:

Am Horizont - ein neuer Stern,
So schön, so klar,
So fern, so nah,
So warm, so kalt -
Erhört Dich bald:
Da ist jemand und hat Dich gern.

(2007)

2007-06-28

september elfeinhalb

dies ist GROUND ZERO
dein zwölfter september!
dies ist GROUND ZERO

kalt lacht ihr mich aus
kalt ihr trüben steine
hier thronte einst das wolkenschloss
hier leben nur noch ratten

dies ist GROUND ZERO
tod ist leben!
dies ist GROUND ZERO
blind durch den rauch!
dies ist GROUND ZERO

durch karge reste stolpernd
durch ein ruinentrümmerfeld
zu zweit einst richtung himmel auf
zu zweit zerbrach dieser traum

dies ist GROUND ZERO
stiller todesschrei!
dies ist GROUND ZERO
tausendfach nichts!
dies ist GROUND ZERO
und ich mittendrin!
dies ist GROUND ZERO

weit entfernt vom traum dieses lebens
weit ist der wald aus kaltem stahl
grau die reste und scherben
grau der blick hinaus

dies ist GROUND ZERO
das ende aller träume!
dies ist GROUND ZERO
leben ist tod!
dies ist GROUND ZERO

einstmals wird die asche erkalten
einstmals ist auch der letzte rest dahin
einstmals endet die existenz

dies ist GROUND ZERO
mein elfter september!
dies ist GROUND ZERO

(2007)

weiße schwingen

Einst glaubte ich mich selbst verloren,
Zum Leid, zum Tode auserkoren,
Durchlitt die Hölle hier auf Erden,
Wollt' nur ein Häuflein Asche werden.
In Leere stürzend, ungehindert,
Da gab es nichts, was den Schmerz lindert.

Wenn Wirbelwind mich manchmal trug,
So war er dennoch nie genug,
Zu bremsen meinen freien Fall
Hinab ins Nichts, so voller Qual.
Ach hätt' ich Flügel, um zu fliegen,
So könnte meine Hoffnung siegen!

Die Hoffnung, dass der Sturz würd' enden,
Ein neuer Stern die Richtung wenden.
D'rum suchte ich den Himmel ab,
Doch für mich es kein Licht dort gab,
Bis dass das Wunder ward geschehen:
Ich durfte einen Engel sehen!

So golden hell, so strahlend schön,
Ein Traum dies Wesen anzuseh'n:
Vor langer Zeit Dich schon erblickt,
Hatte die Furcht damals erstickt,
Was dieses Engels Kraft geweckt;
In Stille hatt' ich mich versteckt.

Doch schau ich in dies Antlitz hier,
Erwacht die alte Kraft in mir,
Zu leben, fliegen, engelsgleich,
Zu finden jenes Himmelreich,
Welches ich einstmal schon gesehen,
Wo ich schon durft' auf Wolken gehen!

Auf weißen Schwingen federleicht,
Voll Anmut, Stärke, unerreicht,
So lang verloren, neu gefunden -
War Dir im Herzen stets verbunden.
So hast Du schnell in jener Nacht
Das Feuer in mir neu entfacht.

(2007)

2007-06-27

ein sonnenstrahl

Ein Regenbogen, blitzend froh!
Ein gleißend Antlitz, lichterloh!

Ein Lichtschein glühend, strahlend schimmert!
Ein Auge, tief und weit, es flimmert!

Das and're lacht Dich lauthals an!
Die Sonne hat's Dir angetan!

So blendend hell blinkst Du zurück!
Und brennend senkst du nun den Blick!

Ein Land erleuchtet wunderbar!
Vor Deinem Auge zeigt sich's klar!

Wie Berg und Tal sich wohlig winden!
Eie Sorg' und Kummer schnell verschwinden!

So wähnst Du plätschernd schon den Fuss!
Der tief im Tal läuft, zum Genuss!

Am liebsten würdest Du jetzt baden!
Im warmen Wasser dich vergraben!

Nicht weit der Weg, dem Ziel so nah!
So wag den Schritt nun, tu es, ja!

Lass Dich auf deinen Taumel ein!
Das hier soll erst der Anfang sein!

(2007)